Lähmungen

Lähmung: Unfähigkeit, einzelne Körperteile oder ganze Bereiche des Körpers zu bewegen. Typischerweise ist sie Folge einer Schädigung der Muskeln des Körperteils oder der sie versorgenden Nervenzellen oder Nerven. Eine vollständige Lähmung bezeichnet man als Plegie, leichtere (unvollständige) Lähmungen als Parese. Unvollständige Lähmungen werden vom Betroffenen oft als (Muskel-)Schwäche bezeichnet. Lähmungen können nicht nur die willkürlich kontrollierbare Muskulatur, sondern auch unwillkürlich arbeitende Muskeln wie z. B. die Harnblase betreffen.

Abzugrenzen ist die Bewegungsunfähigkeit aus psychischen Gründen trotz intakter Muskeln und Nervenbahnen (psychisch bedingte Lähmung), die Teil eines psychiatrischen Krankheitsbilds ist. Auch Muskelverkrampfungen, schmerzbedingtes Schonen oder Bewegungsblockaden sind keine Lähmungen, auch wenn sie möglicherweise so empfunden werden.

Wann zum Arzt

Noch am gleichen Tag, wenn Lähmungserscheinungen von selbst wieder weggehen – sie können Warnzeichen z. B. eines drohenden Schlaganfalls oder einer Hirnaneurysmablutung sein.

Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn

  • die Lähmung schnell innerhalb von Minuten bis Stunden entstanden ist.
  • die Lähmung die Harnblase, den Afterschließmuskel oder die Atemmuskulatur mit einem Gefühl der Atemnot oder des Luftmangels betrifft.

Die Erkrankung

Alle Impulse für Willkürbewegungen gehen von den ersten motorischen Nervenzellen der motorischen Großhirnrinde aus, die an der Gehirnoberfläche rechts und links des Scheitels nach unten zieht. Ihre Fortsätze leiten die Signale mitten durch das Zwischenhirn nach unten. Die Impulse für die Gesichtsmuskulatur werden im Hirnstamm, diejenigen für die übrige Skelettmuskulatur im Rückenmark auf die zweite motorische Nervenzelle umgeschaltet. Deren Fortsätze verlassen das zentrale Nervensystem und ziehen mit den Nerven zu den Muskeln, wo sie an speziellen Überträgereinheiten, den motorischen Endplatten, ihre Befehle auf den Muskel übertragen, der sich dann zusammenzieht. Ist diese Kette auch nur an einer Stelle unterbrochen, sind Lähmungen die Folge.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Erster Schritt ist immer die genaue Darstellung der Beschwerden. Dazu befragt der Arzt den Patienten und zieht eventuelle Begleitsymptome mit in Betracht. Durch die sich anschließende gründliche Untersuchung kann der Arzt die Ursache oft eingrenzen. Weitere diagnostische Schritte wie Kernspin und CT sowie elektrische Muskelfunktionstests helfen, die Diagnose zu sichern.

Therapie. Wie eine Lähmung behandelt wird und wie die Chancen auf Wiederherstellung sind, ist von der Ursache abhängig und wird daher bei den jeweiligen Erkrankungen dargestellt. Für die Aussichten ist darüber hinaus entscheidend, ob durch entsprechende Vorbeugemaßnahmen Folgeschäden verhindert werden können, denn insbesondere bei ausgedehnten Lähmungen drohen Versteifung von Gelenken (Kontraktur), Wundliegen v. a. der gelähmten Körperteile (Dekubitus) sowie bei Beteiligung der Rumpf- und Atemmuskulatur eine Lungenentzündung oder eine unzureichende Atemfunktion.