Magenkrebs

Magenkrebs (Magenkarzinom): Bösartiger Tumor der Magenschleimhaut. Der Tumor geht entweder vom Drüsengewebe (Adenokarzinom) oder vom Zylinderepithel (Gewebetyp der Magenschleimhaut, Zylinderepithelkarzinom) aus. Besonders häufig sind Männer über 60 Jahren betroffen. Magenkrebs ist hierzulande rückläufig, weltweit aber immer noch die fünfthäufigste Krebserkrankung. Wichtigste Risikofaktoren sind ungünstige Ernährungsgewohnheiten und chronische Entzündungen des Magens. Die Behandlung besteht in der operativen teilweisen (Magenresektion) oder vollständigen Entfernung des Magens (Gastrektomie). Frühzeitig erkannt und behandelt, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 90–95 %.

Leitbeschwerden

  • Neu auftretende Abneigung gegen bestimmte Speisen, vor allem Fleisch
  • Völlegefühl und Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Nachlassen der Leistungsfähigkeit
  • Oberbauchschmerzen

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Magenkrebs bereitet lange Zeit keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden („empfindlicher Magen“); erst in späteren Stadien leiden die Betroffenen unter Appetitlosigkeit, Übelkeit oder einem Ekelgefühl gegenüber Fleisch oder anderen, bis dahin gern gegessenen Speisen. Befindet sich der Tumor am Mageneingang, können außerdem Schluckstörungen auftreten. Hat er den Magenausgang befallen, tritt Völlegefühl auf. Viele Magentumoren bluten unbemerkt. Durch den schleichenden Blutverlust kann sich eine Blutarmut (Anämie) entwickeln, die dann zur Leistungsminderung führt. Durchbricht der Tumor die Grenze der Magenschleimhaut, breitet er sich rasch auf Nachbarorgane wie Speiseröhre, Milz oder Bauspeicheldrüse aus. Außerdem drohen Metastasen in Lymphknoten, Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.

Selbst wenn der Krebs aber rechtzeitig erkannt und operiert wurde, drohen nach der – meist notwendigen – Entfernung des Magens mit Schaffung eines Ersatzmagens Folgeprobleme: Da die Speicherfähigkeit des Ersatzmagens sehr gering ist, kann die Nahrung nicht mehr in der bisher üblichen Menge über mehrere Stunden gespeichert und zerkleinert werden, um sie dann als Speisebrei an den Zwölffingerdarm abzugeben. Stattdessen „plumpst“ (to dump) die Nahrung oft zu schnell in den Dünndarm.

Das Frühdumping-Syndrom tritt 5–30 Minuten nach dem Essen auf. Die große Menge Speisebrei, die plötzlich in den Dünndarm gelangt, führt zu einer Dehnung des oberen Dünndarms. Außerdem muss zur Verdauung sofort viel Flüssigkeit mobilisiert werden, so dass vermehrt Wasser aus der Blutbahn in den Dünndarm fließt. Dies verstärkt zum einen die Dehnung, zum anderen nimmt das zirkulierende Blutvolumen rapide bis zu einem Liter ab. Der Patient wird blass, beginnt zu schwitzen und klagt über Übelkeit. Gleichzeitig sinkt der Blutdruck, und es kann zum Kreislaufkollaps kommen.

Ein bis vier Stunden nach der Mahlzeit tritt das Spätdumping-Syndrom auf. Ursache ist eine Unterzuckerung als Folge eines zu raschen Übertritts des in der Nahrung enthaltenen Zuckers ins Blut. Der dadurch eintretenden Überzuckerung wird durch Insulinausschüttung ins Blut so stark gegengesteuert, dass es zu einer Unterzuckerung kommt. Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) äußert sich in der Regel durch Schwächegefühl und Schweißausbrüche; in schlimmen Fällen kommt es zur Bewusstlosigkeit.

Risikofaktoren

Erbliche (genetische) Faktoren spielen bei der Entstehung von Magenkrebs eine Rolle: Zum einen populationsgenetische, die eine gesamte ethnische Gruppe betreffen – so gibt es eine besonders hohe Erkrankungsrate in China, Japan und auch in Finnland –, zum anderen individuelle genetische Faktoren, die jeden Einzelnen betreffen. Dazu zählen hierzulande als Hauptursache ungünstige Ernährungsgewohnheiten, besonders der häufige Verzehr geräucherter oder gepökelter Fleisch- und Wurstwaren wegen des hohen Nitratgehalts. Es wird vermutet, dass Nitrate im Magen durch Bakterien zu Nitriten umgewandelt werden, aus denen sich die krebserregenden Nitrosamine bilden. Diese Annahme erklärt auch, warum langjähriger Zigarettenkonsum (hoher Nitritanteil im Tabakrauch) und chronischer Magensäuremangel (z. B. bei Autoimmungastritis: begünstigt die Besiedelung des Magens mit Bakterien, die Nitrat in Nitrit umwandeln) Faktoren sind, die das Magenkrebsrisiko erhöhen.

Weitere Risikofaktoren sind jahrelanger Alkoholkonsum (v. a. Schnäpse) sowie Vorerkrankungen des Magens, insbesondere chronische Magenschleimhautentzündungen und unbehandelte Magengeschwüre.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Der erste diagnostische Schritt ist die genaue Anamnese sowie das sorgfältige Abtasten des gesamten Bauchraums. Oft erhärtet dies bereits den Verdacht. Beweisen lässt sich Magenkrebs durch eine Magenspiegelung, die dem Arzt eine genaue Inspektion der Magenschleimhaut sowie die Entnahme von Gewebeproben aus krebsverdächtigen Arealen zur feingeweblichen Untersuchung erlaubt. Ist eine Magenspiegelung nicht möglich, kann alternativ eine Röntgenkontrastmittel-Untersuchung des oberen Verdauungstrakts durchgeführt werden. Diese hat allerdings den Nachteil, dass keine Gewebeproben entnommen werden können. Hat sich der Verdacht bestätigt, werden mithilfe von Bauchultraschall, CT, Röntgenaufnahme des Brustkorbs und weiteren Spezialuntersuchungen (z. B. Endosonografie) Lunge, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse und Lymphknoten auf einen Tumor- und Metastasenbefall hin untersucht. Anhand von Lokalisation, Eindringtiefe und Ausbreitung des Tumors erfolgt die Stadieneinteilung des Tumors (nach dem TNM-System), aus dem sich die weitere Therapie ableitet.

Therapie

Ist der Tumor noch auf die oberen Schleimhautschichten begrenzt und sind weder Lymphknoten befallen noch Metastasen vorhanden, kann der Krebs unter Umständen endoskopisch entfernt werden. In vielen Fällen ist aber eine Operation notwendig, bei der entweder vier Fünftel (Magenresektion) oder der ganze Magen (Gastrektomie) entfernt werden. Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors und aller befallenen Lymphknoten (R0-Resektion). In bestimmten Fällen erfolgt vor oder nach der Operation eine Chemotherapie.

Hat sich der Magenkrebs bereits so weit ausgebreitet, dass eine Operation nicht mehr sinnvoll ist, kann eine palliative Chemotherapie die Lebenszeit und -qualität verlängern. Bei starker Behinderung der Nahrungspassage durch den Tumor ist die palliative Bestrahlung eine Möglichkeit.

Zur Wiederherstellung der Verbindung zwischen Speiseröhre und Dünndarm wird in den meisten Fällen schon während der Magenentfernung aus einem Stück Dünndarm ein kleiner Ersatzmagen gebildet. Nach der Operation erhält der Patient zunächst eine Magensonde, um in den ersten Tagen Nährstoffe zuzuführen. Sie wird nach 5–7 Tagen wieder entfernt, wenn die normale Darmtätigkeit wieder eingesetzt hat und die Nahtstellen dicht sind. Danach erfolgt über 2–3 Wochen der Ernährungsaufbau bis zur Normalkost.

Nachsorge

Zur Nachsorge wird der Patient zunächst in sechsmonatlichen, dann jährlichen Abständen untersucht; auch werden Tumormarker im Blut bestimmt, die ein Tumorrezidiv anzeigen können.

Prognose

Magenkrebs ist gut heilbar, wenn der Krebs im Frühstadium entdeckt und vollständig operativ entfernt wird (R0-Resektion). Gelingt dies nicht, beträgt die mittlere Überlebenszeit acht Monate. Ist eine Operation nicht möglich, beträgt sie vier Monate. Die mittlere Überlebenszeit ohne Chemotherapie und ohne OP beträgt 4–6, mit Chemotherapie 7–12 Monate.

Selbsthilfe

Die Ernährungsumstellung nach der Magenoperation erfordert Zeit und Geduld. Sie sollten mehrere Monate einplanen, bis die Umstellung erfolgreich durchgeführt ist.

Grundregeln

Essen Sie häufig; bis zu acht kleine Mahlzeiten pro Tag sind ideal. Vermeiden Sie dabei zu Heißes und zu Kaltes. Um den kleinen Ersatzmagen nicht zu überfordern, sollten Sie auf Getränke beim Essen verzichten. Besser ist es, nach dem Essen eine halbe Stunde zu warten und erst dann zu trinken. Damit die Nahrung nicht zurück in die Speiseröhre fließt, sollten Sie sich nach dem Essen nicht sofort hinlegen.

Kauen Sie alles, was Sie essen, immer gut durch. So sorgen Sie dafür, dass die Nahrung vollständig „eingespeichelt“ wird und dass die im Speichel enthaltenen Enzyme bereits mit der Verdauung beginnen können.

Günstige und zu meidende Lebensmittel

Vollkornprodukte sind günstig, weil sie vom Ersatzmagen nicht so schnell resorbiert werden. Frischmilch macht manchen Patienten Probleme; Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark werden hingegen meistens gut vertragen. Auf stark gewürzte, sehr fette und stark gesalzene Speisen sollten Sie zunächst ganz verzichten, ebenso auf stark blähende Speisen wie Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln und Knoblauch sowie geräucherte Fleisch- und Wurstwaren. Verzichten Sie auch auf kohlensäurehaltige Getränke.

Zusatzbedarf an Nähr- und Mikronährstoffen

Magenoperierte verwerten die Nahrung schlechter als Gesunde, so dass sie ~ 25 % mehr Kalorien benötigen. Eine Gewichtsabnahme in den ersten Monaten nach der Operation ist normal. Außerdem ist die Verwertung von Vitamin B12 gestört. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten Sie daher alle drei Monate eine Spritze mit dem fehlenden Vitamin erhalten. Viele Magenoperierte leiden zudem an Störungen des Knochenstoffwechsels. Deshalb ist es wichtig, auf ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D zu achten, z. B. durch regelmäßigen Verzehr von Milchprodukten.

Fettreiche Nahrung wird meist nicht gut vertragen. Als Ersatz für herkömmliche Fette bieten sich die MCT-Fette an. Mit ihrem hohen Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren werden sie vom Dünndarm besonders gut aufgenommen. Im Handel sind sie in Form von Margarine oder Speiseöl erhältlich. Drohendem Calciummangel beugen Sie vor, indem Sie viel gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch essen. Diese sind meist bekömmlicher als frische Milch. Auch calciumreiche (stille!) Mineralwässer können sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken. Hat sich nach der Operation eine Milchunverträglichkeit entwickelt, müssen Calcium und Vitamin D in Tablettenform eingenommen werden.

Diätberatung

Wenn Ihnen die Nahrungsumstellung Probleme bereitet, ziehen Sie frühzeitig einen Ernährungsberater zurate.