Nasennebenhöhlenentzündung

Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis): Akute oder chronische Entzündung der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen. Während eine akute Nasennebenhöhlenentzündung meist als Folge eines Erkältungsschnupfens auftritt, entwickelt sich die chronische Form in aller Regel aus einer nicht ausgeheilten akuten Nasennebenhöhlenentzündung oder einem anhaltenden allergischen Schnupfen. Auch anatomische Veränderungen innerhalb der Nase begünstigen die chronische Form.

Leitbeschwerden

  • Behinderte Nasenatmung
  • Ständiger Sekretfluss im Rachen

Akute Form:

  • Eitriges (gelblich-grünes) Nasensekret
  • Beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, eventuell auch Fieber
  • Kopfschmerzen (Schmerzzunahme beim Bücken) im Bereich der betroffenen Nasennebenhöhle und ihrer Umgebung

Chronische Form:

  • Dünnflüssiges Sekret
  • Flukturierende Kopfschmerzen (mal mehr, mal weniger)
  • Verlust an Leistungsfähigkeit
  • Chronische Müdigkeit

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag, wenn oben genannte Leitbeschwerden auftreten.

Heute noch, wenn sich die Haut im Bereich von Nase, Augen oder Stirn rötet und anschwillt.

Sofort, wenn starke Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Druck auf dem Auge oder Beeinträchtigung des Sehvermögens, Reizbarkeit und/oder starke Müdigkeit auftreten.

Die Erkrankung

Die akute Nasennebenhöhlenentzündung tritt meist als Folge eines Erkältungsschnupfens auf, wenn die virale Entzündung der Nasenschleimhaut auf die Nasennebenhöhlen übergeht. Das Anschwellen der Schleimhaut führt zu einem Verschluss der engen Verbindungen (Ostien) zwischen Nasenhöhle und Nebenhöhlen, wodurch der Schleim aus den Nebenhöhlen nicht mehr abfließt. Es entsteht ein Sekretstau, in dem sich Bakterien leicht vermehren und eitrigen Nasenausfluss und andere Beschwerden auslösen. Auch ein allergischer Schnupfen, Nasenscheidewandverbiegungen, Rachenpolypen oder vergrößerte Nasenmuscheln können die Öffnungen der Nasennebenhöhlen verschließen und eine Nasennebenhöhlenentzündung hervorrufen.

Seltenere Ursachen sind Zahnerkrankungen (dentogene Sinusitis, Verdacht insbesondere bei einseitigem Geschehen), Druckschwankungen beim Fliegen oder Tauchen (Barosinusitis) oder das Eindringen von Krankheitserregern beim Schwimmen (Badesinusitis).

Am häufigsten betroffen sind beim Erwachsenen in absteigender Reihenfolge Kieferhöhle, Siebbeinzellen, Stirnhöhle und Keilbeinhöhle. Es können sich eine, mehrere oder alle Nebenhöhlen entzünden. Bei Kindern bereiten in der Regel nur die Siebbeinzellen Beschwerden, weil sich das übrige Nasennebenhöhlensystem noch in der Entwicklung befindet.

Besteht eine Nasennebenhöhlenentzündung länger als acht Wochen oder treten akute Beschwerden viermal jährlich oder noch häufiger auf, liegt eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung vor. Sie wird häufig lange Zeit nicht erkannt, weil die Beschwerden weniger stark ausgeprägt sind als bei der akuten Form. Am häufigsten sind die Kieferhöhlen und die Siebbeinzellen betroffen.

In seltenen Fällen kommt es zu ernsten Komplikationen, z. B. wenn die Entzündung auf die Augenhöhle (Orbitalphlegmone), die Gehirnhaut (Meningitis) oder das Gehirn (Enzephalitis) übergeht. Warnsymptome für eine Mitbeteiligung von Hirnhaut oder Gehirn sind starke Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Reizbarkeit und starke Müdigkeit.

Das macht der Arzt

Während eine akute Nasennebenhöhlenentzündung meist mit einer Erkältung einhergeht, werden bei Verdacht auf die chronische Form weitere Untersuchungen nötig. Falls nötig, betrachtet der Arzt das Naseninnere einschließlich der Eingänge zwischen Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen bei einer Nasenspiegelung oder -endoskopie. Eine Röntgenaufnahme und/oder ein CT der Nasennebenhöhlen sichern die Diagnose bzw. schließen andere Ursachen der Beschwerden (z. B. einen Tumor) aus. In einigen Fällen erfolgt zusätzlich ein Allergietest.

Erstes Ziel der Behandlung ist, die Belüftung der Nasennebenhöhlen zu verbessern und den Schleim zum Abfließen zu bringen. Dies erfolgt mit abschwellenden Nasentropfen oder -sprays oder, wenn die Wirkung nicht ausreicht, durch eine so genannte hohe Einlage. Dabei wird mit abschwellenden Nasentropfen getränkte Watte für zehn Minuten hoch in den mittleren Nasengang geschoben. Solche Nasentropfen und -sprays sollte man nicht länger als zehn Tage anwenden. Häufig empfiehlt der Arzt zusätzlich schleimlösende Medikamente (z. B. Acetylcystein wie in ACC 600®) oder ein ätherisches Öl wie in Gelomyrtol®), die den Abfluss des Sekrets anregen. Allerdings konnten Studien keinen abschwellenden Effekt durch die Wirkstoffe Acetylcystein und Ambroxol (z. B. Mucosolvan®, AmbroHexal®) nachweisen. Myrtol hat sich mittlerweile in etlichen klinischen Studien als wirksam bei akuter Nasennebenhöhlenentzündung erwiesen. Auch die kombinierte Gabe von Eisenkraut-, Enzian-, Holunder-, Sauerampfer- und Schlüsselblumenextrakt lindern Symptome. Senfölglukoside – pflanzliche Wirkstoffe, die natürlicherweise in Kohl, Brokkoli oder Kapuzinerkresse vorkommen – helfen effektiv. Diese sollten aber nicht in hohen Dosen eingenommen werden, da sie einen Kropf verursachen können. Bei schweren Verlaufsformen mit bakterieller Infektion, Fieber und erheblicher Einschränkung des Allgemeinbefindens verordnet der Arzt ein Antibiotikum: Amoxicillin (Amoxypen®) ist hier Mittel der Wahl. Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac sollten nur bei Gesichts- oder Kopfschmerzen eingenommen werden.

Da abschwellende Nasentropfen und -sprays nur kurzfristig eingenommen werden sollten, eignen sie sich nicht für den Einsatz bei chronischer Nasennebenhöhlenentzündung. Hier wird zunächst mit schleimlösenden Medikamenten und kortisonhaltigen Nasensprays (z. B. Nasonex® oder Pulmicort®) behandelt. Wenn diese Maßnahmen auch nach mehreren Wochen keine Heilung bringen, erweitert („fenstert“) der Arzt in einer endoskopischen Operation die Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen und verbessert so die Belüftung und den Abfluss. Die Alternative dazu ist eine Kombinationstherapie mit Antibiotika und Steroiden. Mittel der Wahl ist hier Aminopenicillin – alternativ auch Fluorchinolon – kombiniert mit einem Beta-Lactamasehemmer. Falls eine Nasenscheidewandverbiegung vorliegt oder Polypen in den Nasennebenhöhlen den Sekretabfluss erschweren, sollten sie ebenfalls beseitigt werden.

Bei allergischer Nasennebenhöhlenentzündung kann die zusätzliche Einnahme von Antihistaminika vorteilhaft sein.

Selbsthilfe

Ob die Nasennebenhöhlen bei einer Erkältung betroffen sind, können Sie mit einem einfachen Test herausfinden: Wenn Sie beim Vornüberbeugen des Kopfs ein Druck- bzw. Schmerzgefühl im vorderen Kopfbereich verspüren, liegt wahrscheinlich eine Nasennebenhöhlenentzündung vor. Bei einer Kieferhöhlenentzündung spüren Sie Schmerzen in der Stirn- und Oberkieferregion, bei einer Siebbeinzellenentzündung in der Stirn sowie um Auge und Nasenwurzel und bei einer Stirnhöhlenentzündung in der Stirn und möglicherweise um das Auge. Eine Keilbeinhöhlenentzündung äußert sich durch einen starken Schmerz im Zentrum des Kopfs.

Neben schleimhautabschwellenden Nasentropfen und -sprays erleichtern schleimlösende Wirkstoffe wie Myrtol (z. B. Gelomyrtol®) oder pflanzliche Kombinationspräparate (z. B. Enzianwurzel, Schlüsselblumen, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut in Sinupret®) den Heilungsprozess. Damit der Schleim besser abfließt, empfehlen manche Ärzte, zunächst die abschwellenden Nasentropfen und 10–20 Minuten später ein schleimlösendes Mittel einzunehmen.

Unterstützend wirkt eine Wärmebehandlung, z. B. mit einer Rotlichtlampe. Trinken Sie reichlich, z. B. Kräutertees mit Kamille, Pfefferminze oder Thymiankraut.

Ein bewährtes Hausmittel sind Dampfinhalationen mit getrockneten Kamillenblüten bzw. mit Kamillenkonzentrat (z. B. Kamillosan®) oder mit Meersalz (1 EL Meersalz auf 1 l heißes Wasser). Auch Salben, die Eukalyptusöl enthalten (z. B. Pinimenthol Erkältungssalbe®) eignen sich zur Inhalation.

Kalte Quarkauflagen, die auf Stirn und/oder Wangen gelegt werden, lindern in der akuten Phase die Druckbeschwerden; später sind warme Auflagen sinnvoller, z. B. ein in warmem Zitronenwasser (den Saft einer Zitrone auf 1/4 l heißes Wasser) getränkter Waschlappen.

Komplementärmedizin

Enzymtherapie. Das Enzym Bromelain (z. B. Bromelain POS®), das aus dem Stamm der Ananaspflanze gewonnen wird, soll eine entzündungshemmende, abschwellende und schleimlösende Wirkung haben und wird inzwischen auch von einigen Schulmedizinern bei Nasennebenhöhlenentzündungen empfohlen, ein Wirknachweis steht bislang aber noch aus.

Phytomedizin. Cineol (Soledum® Kapseln), ein Naturwirkstoff aus Limonen, hat ebenfalls eine schleimlösende und bakterienabtötende Wirkung. Bei In-vitro-Studien wurde auch eine virenhemmende Wirkung festgestellt.

Homöopathie. In der Homöopathie häufig verordnete Akutmittel sind – je nach Sekretmenge und -beschaffenheit bzw. lokaler Symptomatik – z. B. Cinnabaris® bei zähem Schleim und Druckschmerzen im Bereich der Nasenwurzel, Gelsemium oder Luffa® bei gelber Nasensekretion und trockener Nasenschleimhaut. Eine individuell abgestimmte homöopathische Konstitutionstherapie empfiehlt sich bei wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen bzw. bei chronischem Verlauf.

Akupunktur. In der Akutphase kann Akupunktur helfen, die Druckbeschwerden zu mildern und die Nasenatmung zu erleichtern, ihre eigentliche Domäne ist jedoch die chronische Form. Steht eine endoskopische Operation im Raum, ist die Akupunktur in den meisten Fällen allerdings keine Alternative.

Vorsorge

Stärken Sie die allgemeinen Abwehrkräfte, z. B. durch regelmäßige Saunabesuche, viel Bewegung an der frischen Luft, Wechselduschen und vitaminreiche Ernährung und halten Sie den Kopf im Winter warm. Wenn Sie Raucher sind, erwägen Sie aufzuhören, denn Rauchen trägt wesentlich zur Entstehung von Nebenhöhlenentzündungen bei.

Bei Erkältungsschnupfen sollten Sie die Nase nur mit wenig Druck (am besten immer nur ein Nasenloch) schnäuzen, hoher Druck bringt bakterienhaltigen Schleim oft erst bis in die Nebenhöhlen. In Gesellschaft nicht höflich, aber durchaus empfehlenswert ist es, den Nasenschleim hochzuziehen anstatt ihn auszuschnäuzen.