Zyklus- und Monatsblutungsstörungen

Zyklusstörungen (dysfunktionelle Blutungen): Vom Normalverlauf abweichender Monatszyklus, dazu zählen Ausbleiben der Monatsblutung, verlängerter Menstruationszyklus, verkürzter Menstruationszyklus, Schmierblutungen und Zwischenblutungen; bzw. vom Normalverlauf abweichende Monatsblutung, dazu zählen die verstärkte, die abgeschwächte und die verlängerte Monatsblutung. Letztere werden von Frauenärzten in Abgrenzung zu den Zyklusstörungen auch als Störungen der Monatsblutung (Menstruationsstörungen) bezeichnet.

Die überwiegende Zahl der Frauen ist in (mindestens) einer Lebensphase davon betroffen. Der Behandlungsbedarf ergibt sich aus den Beschwerden oder einer mit der Zyklusstörung verbundenen Unfruchtbarkeit.

Die Erkrankungen

Im Einzelnen unterscheidet der Mediziner folgende Störungen:

Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhoe): Fehlen der Monatsblutung über drei Monate, ohne dass eine Schwangerschaft besteht. Kommt die Blutung während der Pubertät und nach dem 16. Geburtstag nicht in Gang, spricht man von primärer Amenorrhoe. Bleibt sie dagegen aus, nachdem schon ein normaler Zyklus bestanden hat, ist dies eine sekundäre Amenorrhoe. Die häufigsten Gründe für die sekundäre Amenorrhoe sind Schwangerschaft, Stillzeit und die Zeit nach den Wechseljahren. Daneben können seelische oder körperliche Stresssituationen und Krankheiten, z. B. Diäten, Leistungssport, Magersucht oder Depressionen, Ursachen einer ausbleibenden Monatsblutung sein. Der Körper der Frau „schützt“ sich damit vor einer möglichen Schwangerschaft, die er zurzeit nicht verkraften könnte. Eine primäre Amenorrhoe tritt infolge einer verzögerten Pubertät, genitaler Fehlbildungen und körperlicher oder seelischer Stresssituationen auf.

Verlängerter Menstruationszyklus (Oligomenorrhoe): Länger als 35 Tage dauernder Menstruationszyklus. Die Blutung kommt seltener, Stärke und Dauer sind aber normal. Verlängerte Menstruationszyklen kommen beispielsweise häufig nach dem Absetzen der „Pille“ vor. Darüber hinaus kann eine unzureichende Follikelreifung dazu führen, dass der Eisprung verspätet oder gar nicht stattfindet und sich die Blutung entsprechend verzögert. Behandlungsbedürftig ist der verlängerte Menstruationszyklus normalerweise nur bei bestehendem Kinderwunsch.

Verkürzter Menstruationszyklus (Polymenorrhoe): Weniger als 25 Tage dauernder Menstruationszyklus. Die Blutung kommt zu häufig, ist aber von normaler Stärke und Dauer. Verkürzte Menstruationszyklen treten vorwiegend bei Frauen über 35 Jahren auf. Ursache ist meist ein hormonelles Ungleichgewicht. Die Zyklusstörung wird dann behandelt, wenn die häufigen Blutungen für die Frau belastend sind oder der Blutverlust zu hoch ist. Da insbesondere bei älteren Frauen häufige Blutungen auch auf einen Tumor hinweisen, sollte ein plötzlich auftretender verkürzter Menstruationszyklus immer vom Arzt abgeklärt werden.

Schmierblutung (Spotting, Zusatzblutungen): Zusätzlich zur regelmäßigen Monatsblutung auftretende leichte Zwischenblutung. Schmierblutungen dauern 1–2 Tage und können direkt vor der Monatsblutung (prämenstruelle Blutung) oder danach (postmenstruelle Blutung) auftreten. Schmierblutungen in der Zyklusmitte kurz vor dem Eisprung werden auch als Mittelblutung (mittelzyklische Blutung) bezeichnet. Die Zusatzblutungen sind harmlos, solange sie regelmäßig und zyklusabhängig erscheinen. Eine Behandlung ist dann nicht erforderlich.

Zwischenblutungen (Metrorrhagie, dysfunktionelle Dauerblutung, azyklische Dauerblutung): Unregelmäßige Dauerblutung länger als sieben Tage, die keinen Zyklus mehr erkennen lässt. Starke Zwischenblutungen sind häufig organisch bedingt und bedürfen daher immer einer fachärztlichen Abklärung. Auslöser können eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und verschiedene Tumoren sein. Seltener treten Zwischenblutungen als Nebenwirkung einer Spirale auf.

Verstärkte Monatsblutung (Hypermenorrhoe): Starke Blutung, bei der mehr als fünf Vorlagen oder Tampons täglich über mehrere Tage hinweg benötigt werden. Neben hormonellen Ursachen führen chronische Entzündungen und Tumoren der Gebärmutter sowie Gerinnungsstörungen zu einer verstärkten Monatsblutung. Häufig gehen mit dem Menstruationsblut auch größere Gerinnsel (Koagel) ab. Einmalig verstärkte Blutungen sind normalerweise harmlos. Bleiben sie jedoch über mehrere Zyklen sehr stark, ist die fachärztliche Abklärung notwendig.

Abgeschwächte Monatsblutung (Hypomenorrhoe): Verminderte Blutung, bei der weniger als zwei Vorlagen oder Tampons täglich benötigt werden. Die abgeschwächte Monatsblutung ist zu leicht und von (zu) kurzer Dauer. Meist ist sie Zeichen einer nachlassenden Funktion der Eierstöcke zur Zeit der Wechseljahre: Die Eierstöcke produzieren geringere Mengen an Östrogen. Folglich wird die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufgebaut, sodass in der Blutungsphase auch nur wenig abbluten kann. Bei jüngeren Frauen kann es nach einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut dazu kommen, dass die Schleimhaut nur gering aufgebaut wird und die folgende Blutung abgeschwächt ist.

Verlängerte Monatsblutung (Menorrhagie): Länger als sechs Tage dauernde Monatsblutung bei normaler Zykluslänge. Dies kann Zeichen einer bestehenden Gerinnungsstörung sein oder auf Gebärmuttertumoren hinweisen, die das Zusammenziehen der Gebärmutter behindern. Eine verlängerte Monatsblutung muss vom Arzt abgeklärt werden.

Warnhinweis: Bei Zyklusstörungen sind natürliche Verhütungsmethoden nicht sicher.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • die Monatsblutung plötzlich ohne erkennbare Ursache ausbleibt und ein selbst durchgeführter Schwangerschaftstest negativ ausgefallen ist.
  • erstmals Schmierblutungen auftreten.
  • die Monatsblutung so häufig und unregelmäßig kommt, dass kein Rhythmus mehr erkennbar ist.
  • unregelmäßige Zwischenblutungen auftreten.
  • zu schwache Blutungen auftreten und ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.

In den nächsten Tagen, wenn die Blutung wiederholt übermäßig stark ist oder länger dauert als normalerweise.

Das macht der Arzt

Primäre Amenorrhoe. Bei der gynäkologischen Untersuchung und einem Kontrastmittelultraschall sieht der Arzt, ob Fehlbildungen im weiblichen Genitaltrakt ein Abfließen des Menstruationsbluts verhindern. Zur Aufdeckung hormoneller Fehlregulationen werden durch eine Blutuntersuchung die Spiegel der Geschlechtshormone sowie des Steuerhormons GnRH bestimmt.

Eine Heilung und damit auch die Herstellung der Fruchtbarkeit ist nicht immer möglich, gelingt aber oft durch die Gabe von Hormonen oder Steuerhormonen.

Sekundäre Amenorrhoe. Ist eine Schwangerschaft ausgeschlossen, liegen die Ursachen meist außerhalb des gynäkologischen Bereichs – nicht selten sind z. B. schwere psychische Erkrankungen die Ursache. Vermutet der Arzt hormonelle Störungen, so versucht er mit Blutuntersuchungen und Stimulationstests herauszufinden, von welcher Ebene sie ausgehen, ob die Eierstöcke z. B. zu wenig Östrogen produzieren oder ob die übergeordneten Regulationszentren im Gehirn nicht richtig steuern. Diese Untersuchungen ziehen sich meist über mehrere Wochen hin und erfordern Geduld.

Die Behandlung richtet sich nach der Grundkrankheit. Bei einer Depression oder einer Magersucht zeigt das Wiedereinsetzen der Menstruation z. B. an, dass es der Betroffenen wieder besser geht. Viele Frauen erleben dies als sehr positiv; deshalb schlagen manche Ärzte den Patientinnen vor, Hormone einzunehmen, um das Wiedereinsetzen der Periode und damit den Therapieprozess zu beschleunigen.

Verlängerter oder verkürzter Menstruationszyklus. Anhand von Blut- und Urinuntersuchungen bestimmt der Arzt, ob ein hormonelles Ungleichgewicht besteht und ob ein Eisprung stattfindet. Nur dann, wenn die Frau sich durch den unregelmäßigen Zyklus beeinträchtigt fühlt, oder wenn über längere Zeit eine gewünschte Schwangerschaft nicht eintritt, werden zu lang dauernde Zyklen behandelt. Am einfachsten geschieht dies durch Einnahme der „Pille“, die durch den 21-tägigen Einnahmezyklus und die anschließende siebentägige Pause dem Körper einen Rhythmus aufzwingt. Treten die Blutungen zu häufig oder unregelmäßig auf, ist der Ausschluss von Polypen und anderen Tumoren in der Gebärmutter sehr wichtig. Dazu kann auch eine Ausschabung notwendig sein. Ergibt die Hormondiagnostik, dass der Eisprung ausbleibt (der Arzt spricht von anovulatorischen Zyklen), so muss dies nur bei Kinderwunsch behandelt werden.

Abgeschwächte Monatsblutung. Prinzipiell ist sie nur behandlungsbedürftig, wenn ein (unerfüllter) Kinderwunsch besteht. Mit dem Vaginalultraschall misst der Arzt den zyklusabhängigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und stellt fest, ob sie ausreichend ist, damit ein befruchtetes Ei sich einnisten kann. Lässt die Monatsblutung kurz vor den Wechseljahren deutlich nach, ist dies durch die physiologische Verminderung der Hormonproduktion in den Eierstöcken bedingt und muss nicht behandelt werden.

Verstärkte Monatsblutung. Der Arzt sucht per Ultraschall und Gebärmutterspiegelung nach Myomen, Polypen oder Tumoren in der Gebärmutter und nach anderen Blutungsquellen. Der beste Zeitpunkt für diese Untersuchung ist in der ersten Zyklushälfte. Die Kombination der Gebärmutterspiegelung mit einer Ausschabung ermöglicht es, in der Spiegelung entdeckte Polypen oder Myome gleich zu entfernen. Zur Diagnostik von Gerinnungsstörungen dienen Bluttests.

Selbsthilfe

Die wenigsten Frauen haben immer einen exakt gleichen Menstruationszyklus. Wenn Ihre Regelblutung mal nach 25 oder mal nach 31 Tagen kommt, besteht kein Anlass zur Sorge. Der heutige Lebensstil mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und häufigen, anstrengenden (Flug-)Reisen stört den Rhythmus vieler Frauen. Auch Zeitverschiebungen, Schicht- und Nachtarbeit, überstandene akute Erkrankungen (z. B. Grippe) wirken sich negativ auf den Rhythmus aus. Ein weniger bekannter Störfaktor tritt dann auf, wenn nach monatelanger Pause die sexuelle Aktivität wieder aufgenommen wird; manchmal kann dadurch sogar ein Eisprung ausgelöst werden. Viele Frauen sind so während des letzten Kriegs in den kurzen Fronturlauben ihrer Männer unerwartet schwanger geworden. Aber auch stark kalorienreduzierte Diäten bringen das Zusammenspiel der Hormone durcheinander, sodass der Menstruationszyklus stark schwankt.

Die beste Medizin für einen gleichmäßigen Rhythmus ist ein geregeltes Leben. Doch ob der Rhythmus immer gleich ist, ist weniger wichtig. Wichtig ist, dass Sie ihn kennen und möglichst auch die Faktoren, die ihn beeinflussen. Bei einem unregelmäßigen Rhythmus, aber beschwerdefreier Menstruation ist lediglich die Anwendung natürlicher Verhütungsmethoden problematisch. Wenn Ihre Regel jedoch plötzlich ohne erkennbare Ursache nicht mehr periodisch ist oder wenn Zwischenblutungen auftreten, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

Führen Sie einen Zyklus- und Menstruationskalender. Dazu reicht ein scheckkartengroßer Jahreskalender. In vielen Arztpraxen liegen solche kleinen Zykluskalender zum Mitnehmen aus.

Bei abgeschwächten Menstruationsblutungen hilft oft ein ansteigendes Fußbad. Stellen Sie hierfür beide Füße in eine mit warmem Wasser (etwa 33 °C) gefüllte Wanne und gießen Sie in den nächsten 15 Minuten immer wieder heißes Wasser nach – die Temperatur sollte 40 °C nicht übersteigen. Um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen, sollten Sie das Fußbad in der Woche vor der erwarteten Menstruation täglich einmal durchführen.

Komplementärmedizin

Die Pflanzenheilkunde empfiehlt die Einnahme von standardisiertem Mönchspfefferextrakt (Vitex agnus-castus, z. B. Agnolyt®, Femicur®) über 4–6 Monate zur Stabilisierung des Hormonhaushalts. Verschiedene Studienergebnisse unterstreichen den therapeutischen Nutzen insbesondere bei sekundärer Amenorrhoe sowie bei Gelbkörperschwäche.

Teezubereitungen mit Taubnessel (Lamium album) sollen vor allem bei unregelmäßigen Menstruationszyklen helfen. Ihnen und Teemischungen mit Johanniskraut (Hypericum perforatorum) und Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) wird ein blutungsfördernder Effekt zugeschrieben. Schafgarbe (Achillea millefolia) soll insbesondere bei verstärkter oder verlängerter Menstruation helfen.

Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Autogenes Training oder Yoga sind nicht nur zum Abbau von Stress geeignet, sondern wirken auch positiv auf das Hormonsystem. Wichtig ist, die Entspannungsübungen regelmäßig durchzuführen.

Akupunktur. In einigen Fällen hat sich die Akupunktur bewährt, vor allem bei einem verkürzten oder verlängerten Menstruationszyklus.

Homöopathie. Gleiches gilt für die Homöopathie, die eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung empfiehlt.