Prämenstruelles Syndrom

Prämenstruelles Syndrom (PMS, prämenstruelle dysphorische Störung): Regelmäßig in den Tagen vor der Monatsblutung auftretende, das tägliche Leben beeinträchtigende körperliche und psychische Beschwerden, die mit Einsetzen der Blutung nachlassen. Da die Symptome vielfältig sind und unterschiedlich stark empfunden werden, schwanken die Angaben zur Häufigkeit des PMS. Etwa 35 % aller Frauen sind davon betroffen, Therapiebedürftigkeit besteht, wenn mindestens neun von zwölf Zyklen starke Beschwerden verursachen, was bei etwa 5 % der Frauen der Fall ist. Frauen über 30 leiden häufiger darunter als jüngere.

Leitbeschwerden

  • Brustspannen (Mastodynie)
  • Wassereinlagerungen, geschwollene Hände und Füße
  • Rücken- und Unterbauchschmerzen
  • Migräneartige Kopfschmerzen
  • Psychische Labilität: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Lethargie, Depression mit unkontrollierbarem Weinen, Nervosität, Angstgefühle
  • Schlaflosigkeit
  • Völlegefühl, Verdauungsstörungen, Heißhunger auf Süßes
  • Gewichtszunahme
  • Hitzewallungen, Schweißausbrüche
  • Unreine Haut, Neigung zu Akne

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Wochen, wenn einige der genannten Beschwerden regelmäßig auftreten.

Die Erkrankung

Dem PMS liegt ein hormonelles Ungleichgewicht in der zweiten Zyklushälfte zugrunde. Vor allem in den letzten 3–7 Tagen vor der neuen Menstruation überwiegt der Einfluss von Gestagen (Progesteron) gegenüber dem des Östrogens; es wird mehr Wasser im Gewebe eingelagert, was die schmerzhaften Schwellungen an Brüsten, Händen und Füßen erklärt. Aber auch andere Hormone wie Aldosteron, Prolaktin und Botenstoffe im Gehirn, wie das Glückshormon Serotonin, scheinen dabei eine Rolle zu spielen. So haben viele Frauen während der Tage vor ihrer Monatsblutung Heißhunger auf etwas Süßes. Dies kann ein Signal dafür sein, dass der Serotoninstoffwechsel im Gehirn gestört ist. In der zweiten Zyklushälfte wird das Gelbkörperhormon Progesteron gebildet, während gleichzeitig die Östrogenausschüttung abfällt. Damit steigt die Neigung, ein prämenstruelles Syndrom zu entwickeln. Dafür spricht auch, dass bei den betroffenen Frauen die Beschwerden während einer Schwangerschaft ausbleiben und dass sie spätestens nach den Wechseljahren verschwinden.

Obwohl das PMS hormonell bedingt ist und deshalb nicht zu den psychosomatischen Störungen zählt, beeinflussen psychische Probleme die PMS-Beschwerden stark, allen voran Partnerschaftskonflikte, sexuelle Probleme in der Beziehung oder chronische Überforderung im Beruf oder in der Mutterrolle.

Das macht der Arzt

Der Arzt schließt mit der gynäkologischen Untersuchung sowie einem Ultraschall des Unterbauchs organische Ursachen der Beschwerden aus. Eine Bestimmung der Hormonkonzentrationen im Blut deckt nur in wenigen Fällen ein Ungleichgewicht auf. Das schulmedizinische Therapieangebot ist zwar reichhaltig, aber nicht immer effektiv; deshalb gehen die Empfehlungen der Frauenärzte weit auseinander. Immerhin profitieren viele Frauen von den folgenden Empfehlungen:

  • Veränderungen im Lebensstil stehen an erster Stelle (Selbsthilfe).
  • Zusätzlich empfehlen viele Frauenärzte Calcium oder Magnesium als Nahrungsergänzung.
  • Bei nur vorübergehenden, aber starken (Kopf-)Schmerzen werden Schmerzmittel vom NSAR-Typ wie Indometacin empfohlen (z. B. IndoHexal®).
  • Soll gleichzeitig einer Schwangerschaft vorgebeugt werden, lindert die Einnahme der „Pille“ das PMS oft erstaunlich wirksam, weil die „Pille“ die körpereigene Hormonproduktion teilweise unterdrückt.
  • Stehen die Wassereinlagerungen im Vordergrund, lassen sich diese für jeweils ein paar Tage mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) behandeln.
  • Wenn dies alles nicht hilft, verordnen viele Frauenärzte ein Antidepressivum vom Typ der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Die Therapie sollte mindestens drei Monate dauern.
  • Wirksam, wenn auch bei Patientinnen meist wenig beliebt, ist oft die Behandlung mit Hormonen. Hier haben der Frauenarzt und seine Patientin die Qual der Wahl: Eine klassische Empfehlung ist die Behandlung mit Gestagenpräparaten (Progesteron) während der zweiten Zyklushälfte, z. B. täglich 30 mg Medroxyprogesteronacetat. Alternativ werden auch Östrogene verordnet. Wirksam sind auch die Anwendung von Danazol Ratiopharm® und von GnRH-Agonisten (sie werden alle auch bei der Endometriose eingesetzt und dort einschließlich ihrer Nebenwirkungen ausführlich beschrieben).

Selbsthilfe

Die folgende Aufstellung nennt die erfahrungsgemäß wirkungsvollsten Tipps:

Bewegung. Den größten therapeutischen Nutzen während der kritischen Tage bringt sportliche Aktivität. Regelmäßige körperliche Bewegung beugt dem PMS vor.

Ernährung. Die Reduktion von Salz, Zucker, Alkohol, Coffein und die Erhöhung der Kohlenhydratzufuhr sind in einer kontrollierten Studie untersucht worden. Ergebnis: Es wurde damit definitiv eine Verbesserung der Symptomatik erreicht. Eine kohlenhydratreiche und proteinarme Kost während der zweiten Zyklushälfte verbessert die Stimmung.

  • Viele Frauen empfinden Schokolade in den Tagen vor der Regel als hilfreich, dies ist verständlich, weil Kakao die Serotoninausschüttung stimuliert und Schokolade die Serotoninvorstufe Tryptophan enthält.
  • Manche Frauen profitieren auch vom „Nervenvitamin“ B6, das z. B. in Avocados, Bananen, Haferflocken, Nüssen und Vitamin-B-Kombinationspräparaten enthalten ist.
  • Möglicherweise hilft die Einnahme des muskelentspannenden Magnesiums (hoch dosiert, z. B. 350 mg täglich) und des Calciums, das in Milchprodukten sowie in speziellen Calcium-Brausetabletten enthalten ist.
  • Auch ungesättigte Fettsäuren wie Linolen-, Öl- oder Linolsäure helfen, PMS-Beschwerden zu lindern. Oliven- und Kürbiskernöl etwa enthalten viele solcher ungesättigten Fettsäuren.
  • Versuchen Sie, in der zweiten Zyklushälfte vollständig auf Coffein zu verzichten und Ihren Nikotin- und Alkoholkonsum zu verringern.

Schlaf. Versuchen Sie, möglichst ausreichend zu schlafen. Wenn Sie Nachtdienst leisten müssen, versuchen Sie, Ihre Dienstpläne so zu beeinflussen, dass die Nachtschichten nach und nicht vor Ihren Tagen liegen.

Wärme. Gegen Krämpfe im Unterleib hilft feuchte Wärme (z. B. eine in ein feuchtwarmes Tuch gewickelte Wärmflasche); ein warmes Vollbad wirkt entspannend.

Seelische Konflikte und Stress. Haben Sie ungelöste Konflikte, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – je weniger seelische „Lasten“ Sie zu tragen haben, desto leichter werden Sie auch Ihre PMS-Beschwerden ertragen.

Und wenn Sie leicht zu Stress, z. B. im Job neigen, kann eine Entspannungstechnik wie Yoga oder Autogenes Training sehr wirksam sein. Sie sollten aber mit 2–3 Monaten rechnen, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Zykluskalender. Führen Sie als Vorbereitung zum nächsten Arztbesuch über mehrere Monate einen Zykluskalender. Tragen Sie dort sämtliche Beschwerden ein. Dies kann Ihnen selbst Aufschlüsse geben, es erleichtert das Gespräch mit Ihrem Arzt und die Suche nach einer bestmöglichen Behandlungsstrategie.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Zum Ausgleich des hormonellen Ungleichgewichts empfiehlt man dieselben Heilpflanzen wie zur Behandlung von Menstruationsschmerzen, wobei standardisiertem Mönchspfefferextrakt (Vitex agnus-castus, z. B. Agnolyt®, Femicur®) der größte therapeutische Stellenwert eingeräumt wird.

Kräutertees. Je nach vorherrschenden Symptomen können helfen:

  • Aufgegossene Birkenblätter (Betula pendula) oder Schachtelhalm zur Entwässerung bei Wassereinlagerungen und gegen Spannungsgefühle (z. B. in den Brüsten)
  • Johanniskraut (Hypericum perforatorum) zur Stimmungsaufhellung
  • Hopfenblüten (Humulus lupulus), Baldrian (Valeriana officinalis) und Melisse (Melissa officinalis) gegen Schlafstörungen oder Salbei (Salvia officinalis) bei hormonell bedingten Schweißausbrüchen
  • Ein bewährtes Mittel gegen Kopfschmerzen ist Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum) zur Einreibung der Schläfen oder der Stirn.

Keinen Nachweis gibt es bislang, dass die ebenfalls häufig empfohlenen pflanzlichen Mittel Nachtkerzenöl (Oenothera biennis) und Ginkgo (Ginkgo biloba) PMS-Beschwerden lindern.

Orthomolekularmedizin. Die Orthomolekularmedizin empfiehlt Kombinationstherapien, z. B. von hoch dosiertem Magnesium, Vitamin B6 und Omega-3-Fettsäuren. Ein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis steht jedoch aus, eine Alternative ist die Monotherapie mit einem der genannten Nährstoffe.

Massage. Auch sie wirkt sich positiv auf Häufigkeit und Verlauf des PMS aus, wobei der Effekt unmittelbar nach einer Massagesitzung am größten ist. Für eine dauerhafte Besserung ist es deshalb ratsam, eine Behandlungseinheit mit mehreren Massagen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.

Akupunktur. PMS ist ein häufiges Einsatzgebiet der Akupunktur und es liegen zahlreiche Erfahrungsberichte vor, die dem Verfahren eine therapeutische Wirksamkeit bescheinigen. So gesehen spricht nichts gegen einen Versuch, die Beschwerden mittels Akupunktur zu lindern – auch wenn die Studienergebnisse in Bezug auf den therapeutischen Nutzen eher widersprüchlich sind.

Fußreflexzonenmassage. Es gibt Hinweise, dass die Fußreflexzonenmassage, bei der manueller Druck auf bestimmte Punkte oder Zonen der Füße ausgeübt wird, zur Behandlung von PMS geeignet ist. Die Behandlung sollte allerdings von einem erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden.