Eierstockkrebs

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Bösartiger Tumor der Eierstöcke. Diese Krebsart kann in jedem Alter auftreten, meist betrifft sie aber Frauen über 50 Jahre. Da der Eierstockkrebs keine Frühsymptome zeigt, wird er in 75 % der Fälle erst erkannt, wenn der Krebs bereits Metastasen innerhalb oder außerhalb des Beckens gebildet hat. Eine Heilung ist in diesen Fällen meist nicht möglich.

Leitbeschwerden

  • Scheidenblutung nach den Wechseljahren
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Fremdkörpergefühl
  • Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Schmerzen beim Stuhlgang
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Zunahme des Leibesumfangs durch Wassereinlagerung in der Bauchhöhle (Aszites)
  • Verschlechterung des Allgemeinzustands, Gewichtsverlust

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten zwei Tagen, wenn Sie einen schnell wachsenden Unterbauch bemerken.

Die Erkrankung

Eierstockkrebs macht etwa 4 % aller Krebserkrankungen der Frau aus. Das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, geht mit der Zahl der Eisprünge im Leben einher. Entsprechend haben kinderlose Frauen ein höheres Risiko, ebenso Frauen, die schon früh geschlechtsreif wurden und erst spät in die Wechseljahre kommen. Auch wenn bereits eine Krebserkrankung an Brust, Gebärmutter oder Darm besteht, ist das Risiko erhöht. Die Vererbung spielt ebenfalls eine Rolle, mehrere den Krebs fördernde Gene sind entdeckt worden. Umgekehrt senken mehrfache Schwangerschaften und die langjährige Einnahme der „Pille“ das Erkrankungsrisiko, da beides die Eierstöcke „ruhig stellt“.

Da der Eierstock aus vielen verschiedenen Geweben besteht, gibt es vergleichbar mit der sehr großen Zahl gutartiger Eierstocktumoren auch eine sehr unübersichtliche Vielzahl feingeweblich unterschiedlicher Eierstockkrebs-Typen. Am häufigsten ist das seröse Zystadenokarzinom, die bösartige Variante des serösen Kystoms. Weiter gibt es auch halbbösartige (semimaligne) Formen zwischen diesen beiden, die LMP- oder Borderline-Eierstockkrebs genannt werden.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Zur Feststellung der Größe des Tumors und seiner Beschaffenheit tastet der Arzt von der Scheide und der äußeren Bauchdecke her den Bereich um die Eierstöcke ab. Ebenso gibt eine Austastung des Enddarms Hinweise auf die Ausdehnung des Tumors. Mit dem Vaginalultraschall ist meist eine Vorentscheidung möglich, ob ein vermuteter Eierstocktumor tatsächlich vorliegt. Zudem erkennt der Arzt, ob Metastasen oder vergrößerte Lymphknoten vorhanden sind.

Das CT zeigt die Ausdehnung des Tumors sowie eventuell befallene Lymphknoten und Metastasen. Vom CT-Befund (bei Metastasen unter Umständen auch von einem zusätzlichen Kernspin) hängt ab, wie umfangreich und in welcher Art operiert werden muss. Zusätzliche Untersuchungen wie Blasen- und Darmspiegelung, eventuell auch ein Ausscheidungsurogramm (AUG) liefern weitere Hinweise zur Ausdehnung des Tumors.

Eine Blutuntersuchung weist erhöhte Tumormarker nach. Ihr Aussagewert ist im Rahmen der Diagnostik nicht verlässlich, sie unterstützen aber wesentlich die Kontrolle der Therapie.

Therapie. Bei unklarer Diagnose sind in einer ersten Operation Biopsien der verdächtigen Region mit feingeweblicher Untersuchung notwendig, meist wird das Gewebe noch während der Operation untersucht (Schnellschnitt). Bei jeder Operation eines Ovarialkarzinoms wird angestrebt, den gesamten Tumor und gegebenenfalls auch alle weiteren Tumorherde zu entfernen. Auch müssen bei entsprechender Tumorausdehnung eventuell Darmabschnitte, der Blinddarm, Teile des Bauchfells sowie (häufig) Gebärmutter und Eierstöcke entfernt werden. Bei ausgedehnten Tumoren ist die Prognose sehr schlecht, sie wird aber ganz wesentlich von der Erstoperation bestimmt. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass vor allem vorbelastete Frauen, die Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA-1 und BRCA-2 tragen, von einer vorbeugenden operativen Entfernung der Eierstöcke profitieren. Der Eingriff verringert dabei nicht nur das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, sondern auch die Gefahr erneut oder überhaupt Brustkrebs zu bekommen. 

Je nach Tumorart und -stadium ist im Anschluss eine Chemotherapie mit Zytostatika notwendig, z. B. sechs Zyklen im Dreiwochenabstand mit den Substanzen Carboplatin und Paclitaxel (Taxol®).

Bestrahlungen sowie auch die beim Brustkrebs häufig wirksame Hormontherapie haben beim Eierstockkrebs keinen Effekt.

Folgeprobleme. Patientinnen mit Eierstockkrebs sind durch viele Komplikationen gefährdet, so durch

  • die Ausschwemmung von Krebszellen in die Bauchhöhle, was einen bösartigen (malignen) Aszites (Bauchwassersucht) hervorbringt, der den Krebs rasch im Körper verteilt. Tritt ein maligner Aszites auf, wird er vom Arzt abpunktiert. Darüber hinaus ist ein Einspritzen von Zytostatika in die Bauchhöhle möglich, um die Zellen an einer weiteren Ausbreitung zu hindern.
  • einen malignen Pleuraerguss, ebenfalls ausgelöst durch Krebszellen. Auch der Pleuraerguss wird vom Arzt abpunktiert, außerdem können die Pleurablätter durch Einspritzung eines Medikaments in den Pleurazwischenraum verklebt werden, sodass der Erguss nicht „nachlaufen“ kann.
  • Magen-Darm-Beschwerden vielfältigster Art.
  • Einengung der Harnleiter durch die Tumormassen im Becken, was zu nierenkolikartigen Schmerzen bis hin zu Nierenversagen führen kann.
  • die Nebenwirkungen der Chemotherapie.
  • die künstlich ausgelösten Wechseljahre (die aber durch eine Hormonersatztherapie erträglicher gemacht werden können). Dies betrifft nur jüngere Patientinnen.
  • Krebsrezidive, die in der Regel erneut operiert werden.

Nachsorge. Rezidive rechtzeitig aufzuspüren ist auch das Hauptziel der Nachsorge. Die Kontrolluntersuchungen erfolgen alle 3–6 Monate und umfassen ein umfangreiches Programm aus körperlichen Untersuchungen, bildgebender und Labordiagnostik.

Prognose

Die Prognose ist insgesamt schlecht, hängt aber im konkreten Fall stark vom feingeweblichen Typ und von der Ausdehnung des Tumors zum Zeitpunkt der Diagnose ab. Ist er auf den Eierstock begrenzt, überleben etwa 70 % der Betroffenen die nächsten fünf Jahre. Gibt es bereits Metastasen, so sinkt die 5-Jahres-Überlebensrate auf unter 15 %. Seröses Zystadenokarzinom, LMP- und Borderline-Eierstockkrebs haben im Vergleich zu den anderen Eierstockkrebsen eine sehr gute Prognose.

Vorsorge

Da es beim Eierstockkrebs keine Frühsymptome gibt, besteht die einzige vorsorgende Maßnahme in der jährlichen Krebsfrüherkennung einschließlich eines Vaginalultraschalls, der allerdings von den Kassen nicht gezahlt wird. Außerdem eignet sich der Ultraschall durch die Scheide laut Experten nicht zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Zum einen laufen die Frauen Gefahr, einen falsch-positiven Befund zu bekommen, zum anderen gibt es bisher keine Beweise, dass eine frühzeitige Behandlung die Sterblichkeit verringert. Auch die Kombination aus Vaginalultraschall und der Bestimmung des Tumormarkers CA-125 im Blut ist ungeeignet, um Eierstockkrebs frühzeitig zu erkennen.