Rücken-, Nacken- und Kreuzschmerzen

Jeder zehnte Besuch beim Hausarzt und jeder zweite Besuch beim Orthopäden hat seinen Grund in Rückenproblemen. Da sie häufig von Schmerzen begleitet sind, spricht der Betroffene im Allgemeinen von Rückenschmerzen, die sich noch genauer in Nacken- oder Kreuzschmerzen unterteilen lassen. So häufig Rückenschmerzen sind, sie führen nur in 2 % zu schwerwiegenden, dauerhaften Beschwerden.

Die Häufigkeit von Rückenbeschwerden verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass jede Wirbelsäule spätestens ab dem sechsten Lebensjahrzehnt deutliche Verschleißerscheinungen zeigt. Sie äußern sich z. B. in Schäden von Bandscheiben und Wirbelkörperknochen, (Osteochondrosen), in Arthrosen der Zwischenwirbelgelenke (Spondylarthrosen) und in Knochenanbauten an den Wirbelkörperkanten (Spondylophyten). Einerseits sind auch erhebliche Schäden oft mit erstaunlich wenig Beschwerden verbunden, andererseits können auch geringfügige Veränderungen manchmal zu starken Schmerzen führen.

Wenn Rückenschmerzen länger als sechs Wochen andauern, werden sie zu chronischen Rückenschmerzen. Sie führen zu starken Einschränkungen im Alltag und machen oft langfristige Krankschreibungen erforderlich. Mit zunehmender Dauer der Schmerzen fühlen sich die Betroffenen deshalb zermürbt und psychisch stark belastet.

Umgekehrt gilt: Psychische Belastungen sind auch eine häufige Ursache chronischer Rückenschmerzen.

Leitbeschwerden

Schmerzen im Rücken, speziell im Nacken- oder Kreuzbereich, bei Bewegung oder in Ruhe. Diese strahlen oftmals aus in benachbarte Körperregionen, so von der Halswirbelsäule in Kopf, Schultern und Arme, von der Brustwirbelsäule in den Brustkorb und von der Lendenwirbelsäule in Bauch, Hüfte und Beine. Manchmal werden die Schmerzen begleitet von Gefühlsstörungen oder Muskelschwächen bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Die Erkrankung

Dilemma Rückenschmerz

Für den Arzt ist es im Einzelfall schwierig, die Ursache von Rückenschmerzen herauszufinden. Hochgradig verspannte Partien der die Wirbelsäule stützenden bzw. bewegenden Rückenmuskulatur kommen als Auslöser ebenso in Frage wie Einengungen oder Reizungen von Teilen des Rückenmarks oder von Nerven, die in der Wirbelsäule das Rückenmark verlassen. Das Gleiche gilt für viele Begleitstrukturen wie Bandscheiben, Knochen, die Gelenke und selbst die Beckenorgane.

Trotz eingehender Untersuchungen findet der Arzt oft keine klare Ursache für die Beschwerden. Denn das komplizierte System Wirbelsäule reagiert auf ganz verschiedene Störungen recht gleichartig. Wer oder was auch immer den Schmerz ausgelöst hat, immer führt der Schmerzreiz zunächst zu einer reflexartigen Muskelanspannung. Wenn der Reiz weiter anhält, verkrampfen sich die Muskeln, eine Verspannung entsteht. Sie sorgt dafür, dass auch die benachbarten Abschnitte der Wirbelsäule in das Schmerzgeschehen einbezogen werden. Auf diese Art entsteht ein Teufelskreis, der sich unabhängig vom auslösenden Reiz verstärkt und unterhält.

Ähnliche Teufelskreise werden auch im Rückenmark und im Gehirn ausgelöst, wo der Rückenschmerz verarbeitet wird.

Diese Mechanismen schaukeln sich so auf, dass der Schmerz sich irgendwann verselbstständigt. Unabhängig vom ursprünglichen Auslöser stehen die Schmerzen dann ganz im Vordergrund. Die Therapie solcher chronischen Rückenschmerzprobleme gehört in diesem Fall in die Hand speziell geschulter Schmerztherapeuten. Diese ergänzen die Behandlung durch Entspannungstechniken, z. B. Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson sowie psychotherapeutische Verfahren.

Rücken- und Nackenschmerzsyndrome

Ischias und Lumboischialgie

Der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) verlässt das Rückenmark auf Höhe der unteren Lendenwirbel und des Kreuzbeins und zieht zum Bein. Über das Gesäß verläuft er auf die Rückseite des Oberschenkels und verzweigt sich oberhalb der Kniekehle in zwei Äste, die am hinteren und seitlichen Unterschenkel bis zur Fußsohle und Fußaußenkante ziehen. Als Ischias bezeichnet der Volksmund einen Schmerz, der dem Verlauf der Nervenbahn folgt. Er entsteht durch eine Reizung des Ischiasnervs beim Austritt der Nervenwurzeln aus dem Wirbelkanal. Ursache sind häufig Bandscheibenvorfälle oder Verschleißerscheinungen der Zwischenwirbelgelenke. Wenn typische Ischiasbeschwerden mit Kreuzschmerzen verbunden sind, sprechen Ärzte auch von einer Lumboischialgie.

Blockierung

Dies ist ein Begriff aus der manuellen Medizin, den allerdings der allgemeine Sprachgebrauch viel ungenauer verwendet. Das Bild einer sich verhakenden „blockierten“ Schublade beschreibt den mechanischen Aspekt des Begriffs: Ein Gelenk verhakt sich z. B. nach einer ungewöhnlichen Bewegung. Der ausgelöste Schmerzreiz führt zu einem Muskelreflex, die Muskeln spannen sich an. Dadurch wird das Gelenk in der Verhakung fixiert und kann sich nicht mehr lösen. Obwohl Blockierungen meist an der Wirbelsäule auftreten, ist kein Gelenk des Körpers dagegen gefeit. Die betroffenen Gelenke sind dabei weder krank noch abgenutzt; sie funktionieren wieder problemlos, sobald sich die Blockierung gelöst hat. Dies geschieht oft nach einigen Stunden oder Tagen spontan, lässt sich jedoch auch durch manualmedizinische Handgriffe herbeiführen.

Hexenschuss

Dieser Begriff bezeichnet einen akut auftretenden, einschießenden Schmerz in der Lendenwirbelgegend, mit oder ohne Ausstrahlung ins Gesäß und in die Oberschenkel. Hexenschuss (Lumbalgie) tritt oft nach Anheben einer Last auf, gelegentlich auch nach einer falschen Bewegung oder auch ohne ersichtlichen Grund. Normalerweise steht der Begriff für unkomplizierte Kreuzschmerzen, die nach einigen Tagen wieder abklingen. Als häufige Ursache findet sich eine akute Blockierung (oben) entweder eines Zwischenwirbelgelenks der Lendenwirbelsäule oder des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks.

Interkostalneuralgie

Am Unterrand jeder Rippe verläuft ein Nerv von der Wirbelsäule nach vorne bis in die Brustbeinregion. Einen akuten Schmerz entlang eines dieser Nerven, also mit Ausstrahlung vom Rücken nach vorne in die Brust, bezeichnet der Arzt als Interkostalneuralgie (wörtlich: schmerzender Nerv zwischen den Rippen). Der Schmerz ist atem- und bewegungsabhängig und verringert sich meist im Liegen. Der Erkrankung liegt, ähnlich wie bei dem verwandten Hexenschuss, häufig eine akute Blockierung zugrunde; sie betrifft entweder ein Rippenwirbelgelenk oder ein Zwischenwirbelgelenk der Brustwirbelsäule. Da die Interkostalneuralgie typischerweise ähnliche Schmerzen verursacht wie ein Herzinfarkt, muss der Arzt die Schmerzursache sehr sorgfältig prüfen, damit keine schwerwiegende Erkrankung übersehen wird.

HWS-Syndrom

Der Sammelbegriff kennzeichnet uncharakteristische Beschwerden im Bereich von Halswirbelsäule und Nacken. Von einem Schulter-Arm-Syndrom ist die Rede, wenn die Schmerzen in Schulter und Arm ausstrahlen.

BWS-Syndrom

Mit diesem Begriff bezeichnet man Schmerzen in und neben der Brustwirbelsäule, die oft in den vorderen Brustkorb ausstrahlen. Obwohl zahlreiche Wirbelsäulenschäden als Ursache infrage kommen, tritt das BWS-Syndrom meist als Folge von Fehlhaltungen auf, z. B. bei mangelhafter Ergonomie am Arbeitsplatz oder Morbus Scheuermann.

LWS-Syndrom

Die unscharfe Bezeichnung für Beschwerden im unteren Rücken ist am ehesten den Begriffen Kreuzschmerzen oder Hexenschuss zuzuordnen. Die wichtigsten Ursachen, z. B. Bandscheibenschäden, Spinalstenose und Spondylolisthese (Wirbelgleiten), werden in eigenen Krankheitsabschnitten besprochen.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung

Wegen der Häufigkeit von Rückenschmerzen im Praxisalltag verzichtet der Arzt häufig zunächst darauf, die genaue Ursache der Rückenschmerzen zu ermitteln. Er klärt vielmehr zuerst ab, ob eine gefährliche oder eine ungefährliche Situation vorliegt. Gefährlich sind v. a. drohende Nervenschädigungen oder Lähmungen durch Einengung des Wirbelkanals und der Nervenaustrittslöcher. Solche Notfallsituationen lassen sich meist schon durch die körperliche Untersuchung erkennen und durch Röntgen, CT oder Kernspin bestätigen, im Zweifelsfall auch durch Spezialuntersuchungen wie die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.

Gelegentlich können Rückenschmerzen aber schwere Erkrankungen innerer Organe zugrunde liegen, etwa Herzinfarkt, Rippenfellentzündung, Risse und Aussackungen in der Hauptschlagader, Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Nierensteine. Bei Frauen können Kreuzschmerzen ihre Ursache auch in gynäkologischen Erkrankungen haben.

Am Ausmaß chronischer Rückenschmerzen ist die Psyche immer mit beteiligt, entweder als Dämpfer, als Verstärker oder sogar als Auslöser. So zählen Rückenbeschwerden zu den häufigsten somatoformen Störungen.

Sind gefährliche Ursachen ausgeschlossen, erübrigen sich zunächst weiterführende Untersuchungen an der Wirbelsäule, weil Röntgen-, CT- und Kernspinbefunde häufig keine Übereinstimmung mit den Beschwerden zeigen.

Auch wenn es dem Arzt gelingt, auf diese Weise die Ursache von Rückenschmerzen aufzudecken, ändert diese Erkenntnis selten etwas an der Behandlung.

Handelt es sich um unkomplizierte akute Rückenschmerzen, klingen sie meist mit Medikamenten und/oder den bekanntesten Therapieverfahren innerhalb weniger Wochen ab.

Tritt keine Besserung ein, wird eine Ursachenforschung notwendig. Jetzt kommen technische Untersuchungsverfahren zum Einsatz, z. B. CT oder Kernspin, in Einzelfällen auch spezielle, radiologische Methoden wie Szintigrafie oder neurologische Untersuchungsverfahren, z. B. Elektromyografie und Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Auch die Behandlung wird nun intensiver, z. B. durch eine Kombination mehrerer Behandlungsverfahren.

Therapie

Bei akuten Rückenschmerzen müssen zunächst die Schmerzen gelindert werden:

  • Direkt schmerzlindernd wirken Schmerzmittel, Massage, Wärme oder Kälte (je nach individuellem Bedürfnis) sowie verschiedene elektrische Ströme. Hier haben auch komplementärmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur und manuelle Therapie ihren Platz.
  • Auch wenn viele Betroffene ruhiges Liegen auf dem Sofa spontan bevorzugen, empfehlen aktuelle Behandlungsleitlinien, dem gewohnten Alltag nachzugehen und sich viel zu bewegen. Denn nur so lässt sich verhindern, dass sich die Muskeln wieder verspannen und der Teufelskreis von vorne beginnt. Die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) hat in einer Studie herausgefunden, dass häufig noch eine alte Therapie von Rückenschmerzen verordnet wird, die Bettruhe empfiehlt. Dieses Vorgehen leistet jedoch der Chronifizierung der Schmerzen Vorschub.

Medikamente

Schmerzmittel

Sind Rückenschmerzen so stark und anhaltend, dass sie den Tagesablauf stören, empfiehlt sich eine regelmäßige, mehrtägige Einnahme von Schmerzmitteln (NSAR), z. B. Ibuprofen 400–600 mg 3x täglich, Diclofenac 75 mg 2x täglich oder Etoricoxib (z.B. Arcoxia®) 90 mg 1x täglich. Wegen der zahlreichen Nebenwirkungen empfiehlt es sich, diese Schmerzmittel nicht länger als drei Tage ohne ärztliche Verordnung und Kontrolle einzunehmen.

Reicht dies nicht, verordnet der Arzt oft eine Kombination mit stärkeren Schmerzmitteln. Hier kommen z. B. Metamizol oder Flupirtin zum Einsatz, aber auch schwache Opioide, z. B. Tilidin, oder starke Opioide, z. B. Fentanyl. Sind die Rückenschmerzen chronisch, verordnet der Arzt manchmal auch Antidepressiva, z. B. Amitriptylin oder Antiepileptika, z. B. Gabapentin.

Sind die Rückenschmerzen mit starken Muskelverspannungen verbunden, helfen Muskelrelaxanzien, z. B. Tetrazepam oder Tolperison. Die meisten Mittel dieser Medikamentengruppe machen als Nebenwirkung müde und beeinträchtigen dadurch die Fahrtüchtigkeit. Bei abendlicher Einnahme lässt sich diese Nebenwirkung als Einschlafhilfe nutzen.

Spritzen oder Tabletten? Nach verbreiteter Meinung wirken Medikamente besser, wenn sie gespritzt werden. Diese Einschätzung ist jedoch falsch – gespritzte Medikamente wirken lediglich schneller als Tabletten oder Zäpfchen. Eine Ausnahme sind örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetika), die sich ausschließlich spritzen lassen, und bestimmte Kortisonpräparate, die v. a. am Ort der Injektion wirken, ohne starke Nebenwirkungen im ganzen Körper zu verursachen. Alle anderen (Schmerz-)Medikamente sind als Tablette oder Zäpfchen ebenso effektiv wie Spritzen an die Wirbelsäule oder ins Gesäß. Außerdem treten bei Spritzen gelegentlich Komplikationen auf, wenn die Injektionsnadel wichtige Strukturen, z. B. Nerven und Gefäße, schädigt oder Bakterien einschleppt, die eine Infektion verursachen.

Orthopädische Injektionsbehandlung

Meist kommen örtliche Betäubungsmittel und Kortisonpräparate zum Einsatz, die der Arzt entweder oberflächlich (Quaddeln, Neuraltherapie) oder tief ins Gewebe spritzt. Unter Ultraschall-, Röntgen- oder CT-Kontrolle lassen sich Injektionen auch direkt an die Nervenwurzeln neben der Wirbelsäule setzen
(periradikuläre Therapie). Eine aufwändigere Behandlung ist die Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln, Kortisonpräparaten und anderen Substanzen in den Raum zwischen der Wirbelsäule und dem Rückenmark (peridurale Infiltration), möglichst zielgenau an die schmerzende Stelle. Sie erfolgt über einen dünnen Schlauch (Katheter), den der Arzt unter Röntgenkontrolle einführt und dort über mehrere Tage für wiederholte Injektionen belässt. Letztgenannte Verfahren sind in ihrer Langzeitwirkung umstritten.

Die einzigen Injektionen, deren Wirksamkeit in Studien belegt wurde, sind die so genannten Lidocaininjektionen. Diese werden direkt in den Muskel gespritzt. Sie wirken aber nur, wenn im Anschluss darauf Dehnungsübungen gemacht werden.

Allgemein anerkannte, nicht medikamentöse Therapieverfahren

Nur wenige Rückentherapieverfahren stützen sich auf einen wissenschaftlich untermauerten Wirkungsnachweis; dies gilt auch für einige schulmedizinische Therapien.

Allgemein gilt, dass passive Therapien, z. B. Massagen oder Fangopackungen, in der Regel nicht langfristig wirken, auch wenn sie kurzfristig die Schmerzen lindern. Sie sind aktiven Therapien wie z. B. der Physiotherapie unterlegen, die den Muskelapparat aufbauen und dadurch das Skelett stützen. Bei diesen ist der Erfolg mit Mühen und aktiver Mitarbeit verbunden und tritt langsamer ein.

Häufig verordnete Therapien sind:

Krankengymnastik

Gezielte Übungen helfen beim Aufbau stützender Muskelgruppen, die die Wirbelsäule stabilisieren. Sie dehnen verspannte und verkürzte Muskeln und verbessern damit die Rückenbeweglichkeit. Außerdem schulen sie Koordination und Körpergefühl, was langfristig zu rückenfreundlicheren und gesünderen Bewegungsmustern führt.

Die Wirksamkeit von Krankengymnastik ist bei Rückenschmerzen wissenschaftlich erwiesen, jedoch nur bei konsequenter (täglicher) Fortführung der Übungen zu Hause.

Krankengymnastik an Geräten (Bewegungstherapie)

Durch Training an Fitnessgeräten wird der gezielte Muskelaufbau unterstützt. Unter kompetenter Anleitung durch eine Fachkraft ist sie bei Rückenschmerzen ein wichtiges Behandlungsverfahren mit nachhaltiger Wirkung.

Physikalische Verfahren

Physikalische Verfahren wie Wärme (Rotlicht, Fango, heiße Rolle), Kälte (Eis, Wechselduschen) und Strom (Gleichstrom, verschiedene Wechselströme, TENS-Therapie) lindern Rückenschmerzen, verbessern die Durchblutung, entspannen oder aktivieren die Muskulatur. Die Effekte sind kurzfristig messbar; eine langfristige Wirksamkeit besteht aber nicht.

Sanfte Bewegungstherapien

Yoga, Tai Chi und Qigong, Feldenkrais oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten das Körperbewusstsein, ändern Bewegungsmuster und verbessern die Koordination der Bewegungen. Obwohl ursprünglich nicht als Rückentherapie entwickelt, haben sich diese übenden Mind-Body-Verfahren in der Praxis gut zur Behandlung von chronischen, teils auch akuten Rückenschmerzen bewährt. Insbesondere für Yoga liegen auch wissenschaftliche Wirknachweise vor.

Rückenschule

Die Anleitung zur Selbsthilfe will neben gymnastischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur und der Beweglichkeit auch Wissen zu rückenschonendem Verhalten vermitteln. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt. Die Rückenschule ist bei chronischen Rückenproblemen dann hilfreich, wenn der Betroffene die erlernten Techniken in Eigenregie in seinem Alltag einsetzt.

Physiotherapie

Sie ist vor allem in Kombination mit einer manuellen Therapie sehr wirksam. Ein Muskel wird zunächst gegen Widerstand angespannt, dann lässt man ihn locker und der Therapeut kann den Muskel im Anschluss schmerzfrei dehnen.

Umstrittene, nicht-medikamentöse Therapieverfahren

Rückenmassage nach Breuß

Spezielle Streich-, Knet-, Klopf-, Reibe- und Vibrationstechniken verbessern die Durchblutung und lösen Verspannungen oder Bindegewebeverhärtungen am Rücken. Ein langfristiger Wirkungsnachweis fehlt allerdings.

Chiroprakti

Die Chiropraktik zählt zu den alternativmedizinischen manuellen Verfahren und ist verwandt mit der Osteopathie. Hierbei setzt der Therapeut gezielte Handgriffe ein, um Gelenkblockaden (im Volksmund „herausgesprungene Wirbel“) zu lösen und dadurch verursachte Schmerzen zu beheben.

Da unsachgemäße Griffe mehr schaden als nützen, gehört die Chirotherapie in die Hände von ausgebildeten Therapeuten. Auch wenn das Prinzip der „klemmenden Schublade“ einleuchtend erscheint, handelt es sich um eine passive Methode, für die nur bei akuten Symptomen ein Wirkungsnachweis besteht. Häufigeres Einrenken ist als Dauertherapie nicht empfehlenswert.

Massagen sollten aber kein monotherapeutischer Ansatz sein, sondern nur in Kombination mit anderen Maßnahmen erfolgen. Die Wirksamkeit von Massage ist sehr schwach.

Wirbelsäulentherapie nach Dorn

Die von dem Deutschen Dieter Dorn begründete Wirbelsäulentherapie zielt – wie die Chirotherapie – darauf ab, Gelenkblockaden durch „verschobene“ Wirbel und Gelenke wieder einzurichten und dadurch Funktionsstörungen der Wirbelsäule zu beheben. Doch setzt dieses komplementärmedizinische Verfahren hierbei nicht auf Dehnen und Strecken, sondern auf sanften Druck auf den Dornfortsatz und Querfortsatz eines Wirbels, bis dieser an die richtige Stelle zurückgleitet. Befürworter führen an, dass auf diese Weise Bänder, Muskeln und Sehnen der Wirbelsäule geschont werden und das Risiko für Verletzungen und unerwünschte Wirkungen minimiert wird. Ob die Methode nach Dorn langfristig wirksam ist, ist derzeit noch offen; es liegen jedoch viele Erfahrungsberichte vor, wonach das Verfahren insbesondere bei Hüft- und Rückenschmerzen hilfreich ist.

Osteopathie

Bei der Osteopathie handelt es sich um ein aus den USA kommendes Verfahren, nach dem Bindegewebe und Muskelhüllen sich gegenseitig beeinflussen. Mit den Fingern erspürt der Therapeut Gewebeveränderungen und behandelt sie durch sanfte Druck-, Griff- und Dehntechniken, um ein verlorenes Gleichgewicht wiederherzustellen.

Die Osteopathie ist ein passives, wissenschaftlich bei Rückenschmerzen nicht abgesichertes Verfahren, das in Deutschland der Komplementärmedizin zugeordnet wird. In den USA sowie in einigen europäischen Ländern, insbesondere England, Belgien und Frankreich, gilt die Osteopathie als anerkanntes Verfahren, das sogar im Rahmen eines eigenen Universitätsstudiums gelehrt wird.

Kraniosakraltherapie

Die Kraniosakraltherapie als Teilgebiet der Osteopathie stützt sich auf die These, dass im menschlichen Organismus ein in sich geschlossenes System, das Kraniosakralsystem, existiert. Dieses besteht zum einen aus den knöchernen Strukturen des Schädels, der Wirbelsäule und des Kreuzbeins und zum anderen aus den Hirn- und Rückenmarkhäuten, die von der Hirnflüssigkeit umspült werden. Die Hirnflüssigkeit befindet sich in einem regelmäßig pulsierenden Rhythmus (Liquorrhythmus). Ist dieser Rhythmus, etwa durch eine Fehlhaltung, gestört, kommt es zu verschiedenen Erkrankungen wie Kopf- oder Rückenschmerzen. Durch feine Manipulationen (z. B. sanfter Druck) an den Schädelknochen soll der gestörte Liquor-Rhythmus und damit das gesamte Kraniosakralsystem wieder harmonisiert werden.

Die Kraniosakraltherapie wird hierzulande wie die Osteopathie als komplementärmedizinische Maßnahme eingestuft. In den USA wird sie oft im Anschluss an die schulmedizinische Behandlung von orthopädischen Erkrankungen, wie z. B. Rückenschmerzen, empfohlen.

Alexander-Technik

Davon ausgehend, dass Körperfehlhaltungen nicht nur Rücken- und andere Schmerzen des Bewegungsapparats, sondern auch psychische Befindlichkeitsstörungen auslösen können, steht die Wahrnehmung und Veränderung von Haltungsstörungen bzw. -schäden unter Anleitung eines Trainers im Vordergrund der Alexander-Technik. Nach Erlernen der Methode können die Übungen, die meist vor dem Spiegel zur Selbstkontrolle ausgeübt werden, auch zu Hause durchgeführt werden. Es liegen positive Erfahrungsberichte vor, wonach sich Rückenschmerzen, die primär durch Verspannungen ausgelöst werden bzw. mit Verspannungen einhergehen, durch regelmäßige Übungen der Alexander-Technik bessern lassen.

Magnettherapie (Magnetfeldtherapie)

Lange Zeit waren schlecht heilende Knochenbrüche das Haupteinsatzgebiet der Magnettherapie – hierfür ist der therapeutische Effekt des mit pulsierenden Magnetfeldern arbeitenden Verfahrens inzwischen wissenschaftlich belegt. Viele Orthopäden setzen die Magnetfeldtherapie auch zur Linderung chronischer Rückenschmerzen ein. Der therapeutische Nutzen ist aber umstritten. Die Befürworter führen insbesondere den muskelentspannenden und schmerzlindernden Effekt an, der der Magnettherapie zugeschrieben wird. Zur Anwendung kommen entweder eine Ganzkörpermatte oder ein Applikator, mit dem gezielt lokal begrenzte Rückenschmerzen behandelt werden. Welche Vorgehensweise im Einzelfall geeignet ist, bzw. wie viele Anwendungen in welcher Dosierung Erfolg versprechend sind, sollte vorab mit einem erfahrenen Therapeuten festgelegt werden. Ansonsten eignet sich das Verfahren auch zur Heimanwendung.

Laserakupunktur

Eine Behandlung mit Soft- oder Low-Level-Lasern soll gegenüber der klassischen Nadelakupunktur eine Schmerzlinderung verschaffen und nur geringe Nebenwirkungen haben. Die Behandlung umfasst zehn Anwendungen, die  auf fünf Wochen verteilt erfolgen. Die Therapie soll den Schmerzen um mindestens 50 % mindern. Eine aktuelle Doppelblindstudie aber zeigte, dass die Kontrollgruppe, die nicht mit dem Laser behandelt wurde, ebenfalls angab, weniger Schmerzen zu verspüren. Dass das Lasernadelsystem so schlecht abschnitt, kann zwei Ursachen haben: Erstens konnte die verwendete Rotlichtlasernadel nicht weit genug in die Gewebeschichten eindringen, zweitens fehlte der durch die Akupunkturnadeln bekannte Effekt. Bei der Laserakupuntkur fühlten die Behandelten die Nadel nicht, somit auch nicht die Behandlung an sich.

Operationen an der Wirbelsäule

Hartnäckige und chronische Rückenschmerzen alleine sind kein Grund für eine Operation. Die Missachtung dieser Tatsache hat in der Vergangenheit zu so vielen Fehlschlägen von Operationen geführt, dass sich dafür sogar ein medizinischer Begriff eingebürgert hat: die Failed Back Surgery, die fehlgeschlagene Rückenoperation.

Operationen sind nur dann notwendig und Erfolg versprechend, wenn schwere Symptome auf nicht operative Behandlungen unzureichend ansprechen; die Beschwerden sich auf klar identifizierbare Ursachen zurückführen lassen und diese operativ zu beheben sind.

Die Ursachenforschung erfordert meist einen großen diagnostischen Aufwand. Die Befunde von bildgebenden Verfahren, z. B. Röntgen, CT und Kernspin, sind zudem nur dann aussagekräftig, wenn sie zu den Symptomen und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung passen. Glücklicherweise sind Arzt und Patient mit der Entscheidung für eine operative Therapie selten unter Zeitdruck; eine Ausnahme bilden die wenigen Situationen, in denen eine drohende Nervenschädigung, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall eine sofortige Operation erzwingt.

Entlastungsoperationen

Ziel ist die Entlastung eingeengter Nerven, z. B. bei Bandscheibenschäden, oder Einengung des Wirbelkanals (Spinalstenose). Zu diesem Zweck entfernt der Operateur Teile von Bändern und Wirbelbögen, gegebenenfalls auch krankhafte Knochenanbauten (Spondylophyten). Die Operation beeinträchtigt die Stabilität der Wirbelsäule nur geringgradig; das Gesamtgefüge bleibt erhalten.

Versteifungsoperationen

Sie dienen meist dazu, einen instabilen Wirbelsäulenabschnitt zu stabilisieren, z. B. bei Spondylolisthese, Wirbelgleiten, Wirbelbrüchen oder Knochenmetastasen. Ein weiteres Einsatzgebiet von Versteifungsoperationen (Spondylodesen) ist die Korrektur von Wirbelsäulenverkrümmungen, z. B. bei Skoliose oder schwerem Morbus Scheuermann. Dabei bringt der Operateur in die Wirbelkörper der betroffenen Region Schrauben ein und verbindet sie über Stäbe in Längs- und eventuell Querrichtung miteinander. Oft ersetzt er zusätzlich mehrere Bandscheiben durch Knochenblöcke oder Titanimplantate. Die eigentliche Versteifung ist Aufgabe des Körpers und findet in den folgenden Monaten statt, indem die stabilisierten Wirbelsäulenabschnitte miteinander verwachsen. Da sich die versteiften Segmente nicht mehr gegeneinander bewegen, sind die benachbarten Segmente vermehrter Belastung ausgesetzt; daher nützen sich diese häufig vorzeitig ab und verursachen dann ihrerseits Schmerzen.

Vertebroplastik und Kyphoplastik

Diese Techniken dienen der Behandlung von Wirbelkörperbrüchen durch Osteoporose; sie kommen aber auch bei starken Schmerzen durch Wirbelsäulenmetastasen zum Einsatz. Bei der Vertebroplastik (Vertebroplastie) spritzt der Arzt Knochenzement in den Wirbel und versucht damit, die Knochensubstanz zu stabilisieren und weitere Verformungen zu verhindern. Die Kyphoplastik (Kyphoplastie) beinhaltet die gleichen Operationsschritte, jedoch bläst der Operateur vor dem Einspritzen des Zements den Wirbel mit einem Ballon auf seine ursprüngliche Höhe auf.

Denervierung

Bei schmerzhaften Verschleißerkrankungen der Zwischenwirbelgelenke (Facettensyndrom) bietet sich das Verfahren der Denervierung an. Durch gezielte Stromimpulse schaltet der Arzt diejenigen Nervenfasern aus, die Schmerzreize aus den erkrankten Gelenken weiterleiten. Dazu verwendet er eine Thermosonde, die er unter lokaler Betäubung oder kurzer Narkose über eine Nadel an die Nerven heranführt. Das Verfahren beseitigt zwar die Schmerzen, nicht jedoch deren Ursache. Zudem ist es schwierig und aufwändig, die schmerzhaften Zwischenwirbelgelenke alle korrekt zu identifizieren.

Selbsthilfe

Die Selbsthilfe bei Rückenschmerzen beruht auf drei Prinzipien: Bewegung, Bewegung und Bewegung – soweit sie nicht schmerzt. Dabei spielt das Engagement des Betroffenen im Rahmen der Selbsthilfe eine ebenso wichtige Rolle wie die Behandlung durch den Arzt. Dies gilt neben der Behandlung von Rückenschmerzen umso mehr für deren Vorbeugung: Auch nach der wirkungsvollsten Behandlung kehren Rückenschmerzen wieder, wenn der Betroffene im Alltag nicht weiterhin auf seinen Rücken achtet.

Linderung akuter Schmerzen

Ohne Linderung der akuten Schmerzen schafft es kaum ein Betroffener, überhaupt wieder in Bewegung zu kommen. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten der Selbsthilfe an:

Suchen Sie eine Haltung, in der Ihre Schmerzen möglichst gering sind. Erfahrungsgemäß wird Liegen und Gehen als angenehmer empfunden als Stehen und Sitzen. Viele Therapeuten empfehlen die Rückenlage mit um 90° gebeugten Hüft- und Kniegelenken (Stufenlagerung, Stufenbettlagerung). Für manche Rückenschmerzgeplagte ist auch die Bauchlage mit erhöhtem Oberkörper oder die Seitenlage mit angezogenen Beinen schmerzlindernd. Versuchen Sie, sich bewusst zu entspannen, wenn Sie eine schmerzarme Haltung gefunden haben: Atmen Sie bewusst und tief, hören Sie intensiv Musik, lesen Sie ein interessantes Buch... Gehen Sie spazieren, sobald es die Schmerzen zulassen. Langsames Gehen bewegt die Rückenmuskulatur schonend und entspannt sie zugleich.

Zögern Sie nicht, bei akuten Rückenschmerzen Schmerzmittel einzunehmen. Wenn Sie sonst gesund sind, spricht nichts gegen eine kurzzeitige, maximal dreitägige Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln, z. B. Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol. Sie helfen, den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung zu durchbrechen. Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch.

Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln. Besonders wirksam ist die heiße Rolle: Falten Sie ein Küchenhandtuch und zwei Frotteehandtücher der Länge nach. Wickeln Sie das Küchenhandtuch der Breite nach zu einer festen Rolle zusammen. Die beiden anderen Tücher werden schräg darum herumgewickelt, sodass das Ganze aussieht wie ein Trichter bzw. wie ein nur an einer Seite geöffnetes Bonbon. Gießen Sie nun etwa einen Dreiviertel Liter brühheißes Wasser in die Rolle (Vorsicht Verbrennung!) und wickeln Sie die Frotteehandtücher vollends um die jetzt nasse Innenrolle. Prüfen Sie die Wärme. Ist die Rolle zu heiß, so wickeln Sie ein weiteres Frotteetuch darum herum. Mit dieser heißen Rolle rollen, tupfen und massieren Sie über den Rücken. Wenn die Rolle kühler wird, nehmen Sie eine Frotteeschicht ab.

Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte manchmal besser als Wärme. Bewährt haben sich Kühlpacks aus der Apotheke oder zerstoßene, in einem Waschlappen verpackte Eiswürfel, mehrmals täglich ein bis fünf Minuten lang auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Um Erfrierungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Auflagen in ein Tuch einzuschlagen und direkten Kontakt mit der Haut zu vermeiden.

Rückenschonendes Verhalten im Alltag

Eine Garantie für einen schmerzfreien Rücken gibt es nicht. Wem es jedoch gelingt, die Wirbelsäule beweglich und die Muskelstütze funktionsfähig zu halten, hat schon halb gewonnen.

Bewegung

Wie bei der Therapie der Rückenschmerzen heißt deshalb das Motto: mehr Bewegung. Allerdings führen die meisten Menschen längerfristig nur solche Bewegungsarten aus, die ihnen entweder Spaß machen oder sich leicht in ihren Alltag integrieren lassen.

Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor. Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Achten Sie dabei auf eine gute Ausrüstung (Laufschuhe). Beginnen Sie ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt.

Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt. Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken. Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion „dynamisches Sitzen“ sind sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine „gerade“ Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte.

Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus.

Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Gewichtsnormalisierung. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab. Sie entlasten damit nicht nur Ihren Rücken, sondern steigern zugleich auch die Bewegungs- und Lebensfreude.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde

Bei starken akuten Rückenschmerzen sind standardisierte Pflanzenextrakte kaum eine Alternative zu den im Allgemeinen gut wirksamen synthetisch hergestellten Schmerzmitteln. Dementsprechend sind schmerzlindernde Kombinationspräparate wie z. B. Eschenrinde in Verbindung mit Zitterpappel (enthalten z. B. in Phytodolor® Tinktur) allenfalls dann empfehlenswert, wenn es sich um leichtere bzw. abklingende Rückenschmerzen handelt.

Sind Muskelverspannungen die Ursache für Rückenschmerzen, können Einreibungen mit ätherischen Ölen wie Arnikaöl, Johanniskrautöl, Rosmarinöl oder Eukalyptusöl (enthalten z. B. in Dolocyl® Muskel- und Gelenköl) die Beschwerden lindern.

Homöopathie

Die Homöopathie empfiehlt ein individuell abgestimmtes Konstitutionsmittel als Begleittherapie, z. B. zu physiotherapeutischen Maßnahmen. Hier kommen u. a. Aconitum, Bryonia, Nux Vomica, Rhus toxicodendron und Sulfur infrage.

Akupunktur

Das Einstechen feiner Nadeln in standardisierte Akupunkturpunkte hat zum Ziel, einen gestörten „Energiefluss“ zu normalisieren. Die Wirksamkeit ist bei chronischen Rückenschmerzen wissenschaftlich nachgewiesen. In den entsprechenden Studien war ein Therapieerfolg auch dann zu sehen, wenn die Nadeln außerhalb der vorgesehenen Punkte gesetzt wurden. Manche Kritiker gehen deshalb von einer unspezifischen Wirkung aus.

Biofeedback

Das in chronischen Fällen sinnvolle Verfahren visualisiert Anspannungs- und Entspannungszustände und versetzt so den Rückenschmerzpatienten in die Lage, mit stress- bzw. schmerzauslösenden Situationen besser umzugehen.