Darmkrebs

Darmkrebs (Kolorektales Karzinom): Zweithäufigster bösartiger Tumor in den Industriestaaten. Pro Jahr erkranken in Deutschland 67.000 Menschen; etwa jeder Vierte stirbt daran. Darmkrebs kommt besonders häufig im Alter zwischen 50 und 79 Jahren vor, bei Männern häufiger als bei Frauen. Das Darmkrebsrisiko beträgt für die Normalbevölkerung etwa 6 %, bei Risikogruppen (z. B. mit genetischer Disposition) beträgt es bis zu 15 %.

Darmkrebs verursacht zunächst meist keine bzw. uncharakteristische Symptome und wird deshalb oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Bei frühzeitiger operativer Behandlung und eventuell zusätzlicher Chemo- und Strahlentherapie ist die Prognose gut.

Leitbeschwerden

  • Veränderungen beim Stuhlgang (wie Verstopfung oder Durchfälle) ohne erkennbare Ursache, besonders verdächtig ist der Wechsel zwischen beiden (paradoxe Diarrhoe)
  • Ungewöhnlich viele Winde, typischerweise mit unmerklichem Stuhlabgang („falscher Freund“)
  • Blut im Stuhl
  • Gewichtsabnahme
  • Bauchschmerzen

Wann zum Arzt

In den nächsten beiden Tagen, wenn mehrere der obigen Beschwerden neu auftreten.

Die Erkrankung

Krebsentstehung. In den meisten Fällen entwickelt sich ein Darmkrebs aus einem zunächst gutartigen Dickdarmpolypen. Bei 10 % der Darmkrebsfälle sind genetische Faktoren beteiligt, die zu Zellveränderungen (Dysplasien) führen und die Entstehung eines Krebses begünstigen. Die größte Rolle bei der Entstehung spielen aber Begleiterkrankungen und Ernährungsgewohnheiten. Während eine ballaststoffarme, an tierischen Fetten und Eiweißen reiche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie langjähriger Nikotin- und Alkoholkonsum das Risiko erhöhen, schützt eine fett- und fleischarme, ballaststoffreiche Ernährung vor Darmkrebs. Eine Studie hat ergeben, dass mehr als sieben Gläser Alkohol pro Woche das Darmkrebs-Risiko bereits um 60 % erhöhen. Auch lange bestehende entzündliche Darmerkrankungen erhöhen das Risiko, insbesondere die Colitis ulcerosa, sowie bei der Frau Krebserkrankungen von Brust, Eierstöcken und Gebärmutter.

Lokalisation. Der Arzt unterscheidet beim Darmkrebs zwischen Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs, 40 % der Fälle, je hälftig den S-förmigen Dickdarm und den weiter oben liegenden Dickdarm betreffend) und Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs, 60 % der Fälle). Letzteres liegt vor, wenn der Krebs sich im Anus oder maximal 16 cm aufwärts befindet. 90 % der Darmkrebse gehen von den Drüsenzellen der Schleimhaut aus. Die übrigen 10 % gehen von anderen Zelltypen der Schleimhaut aus (für diese gilt das im Folgenden besprochene therapeutische Vorgehen nur zum Teil).

60 % der Darmkrebsfälle befinden sich im Enddarm, d. h. im etwa 16 cm langen Darmabschnitt oberhalb des Darmausgangs (Rektumkarzinom). 20 % liegen im davor befindlichen S-förmigen Dickdarm (Sigma-Karzinom) und die restlichen 20 % im übrigen Dickdarm.

Komplikationen. Mit zunehmendem Wachstum des Darmkrebses beginnt dieser häufig zu bluten – manchmal kann ein Patient zum Zeitpunkt der Diagnose literweise Blut verloren haben. Weitere Komplikationen sind Darmverschluss und Darmwanddurchbruch (Perforation) mit Gefahr einer Bauchfellentzündung (Perforationsperitonitis). Manchmal breitet sich der Krebs durch infiltrierendes Wachstum auch in die Nachbarorgane aus, z. B. in Blase und weibliche Geschlechtsorgane. Oder Tumorzellen werden über Lymph- und Blutgefäße in andere Organe verschleppt und wachsen dort zu Tochtergeschwülsten (Metastasen) heran. Von Metastasen werden vor allem benachbarte Lymphknoten oder die Leber befallen. Oftmals führen erst eingetretene Komplikationen wie massiver Blutabgang im Stuhl, ein Darmverschluss oder die Entdeckung von Metastasen zur Diagnose.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Bei Verdacht auf Darmkrebs untersucht der Arzt zunächst den Stuhl auf verborgenes Blut (Stuhluntersuchung) und tastet den Enddarm aus. Auch bei fehlendem Blutnachweis im Stuhltest und normalem Befund der Tastuntersuchung des Enddarms schließt sich bei weiter bestehendem Verdacht in jedem Fall eine Darmspiegelung an. Nur wenn dies nicht möglich ist, wird auf eine indirekte Darmuntersuchung wie Kolon-Doppelkontrast, CT oder Kernspin zurückgegriffen.

Bestätigt sich der Tumorverdacht, wird die Ausdehnung des Tumors in weiteren Untersuchungen abgeschätzt, so durch Bauchultraschall zum Ausschluss von Metastasen in der Leber und Ultraschall durch den Enddarm. Zusätzliche Untersuchungen können sein: Spiral-CT, Blasenspiegelung, gynäkologische Untersuchungen sowie eine Röntgenaufnahme des Brustraums zum Ausschluss von Lungenmetastasen. Diese schließen die Diagnostik vor der Operation ab.

Therapie. Wann immer möglich, werden der betroffene Darmabschnitt und die regionalen Lymphknoten operativ entfernt.

Ist der Mastdarm betroffen, kann in 85 % der Fälle der Schließmuskel erhalten werden, wenn der Tumor sich im oberen oder mittleren Drittel des Enddarms befindet oder wenn ein im unteren Drittel befindlicher Tumor nur auf die Darmwand beschränkt ist.

Liegt der Tumor nahe am Darmausgang, wird der gesamte Enddarm einschließlich Schließmuskel entfernt und ein künstlicher Darmausgang wird angelegt. In einigen Fällen wird im Anschluss an die Operation eine Chemo- und/oder eine Strahlenbehandlung durchgeführt.

Sofern keine Metastasen außerhalb der Leber nachweisbar sind und der Primärtumor vollständig entfernt werden konnte, werden Einzelmetastasen ebenfalls operativ entfernt. Liegen viele Metastasen vor oder ist die Leber von Metastasen durchsetzt, wird vom Arzt eine Chemotherapie angeboten. Diese kann jedoch den Krebs nicht mehr heilen, sondern nur noch lebensverlängernd wirken.

Selbsthilfe

Nach einer Darmkrebsoperation sind wochen- bis monatelange Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme regelmäßige Komplikationen. Meist hilft es, das Essen auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen. Achten Sie besonders darauf, was Sie nicht vertragen, und notieren Sie Ihre Beobachtungen in einem Ernährungstagebuch. Mit der Zeit spielt sich vieles wieder bis zu einem gewissen Grad ein: Die meisten Betroffenen vertragen nicht mehr alles, leben aber trotzdem gut und können auch wieder mit Freude essen.

Bei dünnflüssigem Stuhl können Sie mit stillen Mineralwässern, Kräuter- und Früchtetees dafür sorgen, dass der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wird. Ballaststoffe helfen, die Stuhlbeschaffenheit zu steuern, Weizenkleie bindet überschüssiges Wasser im Darm, getrocknete Heidelbeeren wirken stopfend. Frisches Obst und frische Milch sollten Sie bei Durchfällen nur in kleinen Mengen zu sich nehmen. Joghurt hat dagegen einen ausgleichenden Effekt auf die Verdauung; auch Knäcke- und Knusperbrote oder Reiskräcker werden gut vertragen.

Prognose

Die Aussichten sind dann gut, wenn der Tumor im Frühstadium entdeckt und entfernt wird und keine Metastasierung eingetreten ist.

Auch wenn der Tumor bereits auf die tieferen Darmwandschichten übergegriffen hat, besteht bei Operationsfähigkeit im Fall von Dickdarmkrebs eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80 %; beim Mastdarmkrebs beträgt sie 45 %. Sie verschlechtert sich aber beim Dickdarmkrebs auf unter 55 %, wenn regionale Lymphknoten befallen sind oder der Tumor in andere Organe eingewachsen ist. Sind bereits Fernmetastasen entstanden, leben nach fünf Jahren noch 10 % der Erkrankten.

Nachsorge

In vielen Fällen folgt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zunächst eine Anschlussheilbehandlung in Rehazentren für 3–4 Wochen, um die notwendige Ernährungsumstellung und den Umgang mit dem künstlichen Darmausgang zu erlernen. Die Betroffenen müssen sich lebenslang in 3– bis 12-monatlichen Abständen untersuchen lassen.

Um ein erneutes Tumorwachstum oder Metastasen frühzeitig zu erkennen, gehört zum regelmäßigen Nachsorgeprogramm die Bestimmung des Tumormarkers CEA im Blut, Darmspiegelungen, Bauchultraschall (insbesondere der Leber), Röntgenuntersuchungen des Brustraums und gegebenenfalls CTs.