Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit (Myopie): Aus der Ferne einfallende Lichtstrahlen werden vor der Netzhaut gebündelt und ergeben so ein unscharfes Bild. Der Fernpunkt (der am weitesten entfernte, noch scharf zu sehende Punkt) liegt im Endlichen, z. B. bei 1 m (entspricht 1 dpt) oder 20 cm (5 dpt). Das kurzsichtige (myope) Auge ist zu lang oder die Brechkraft der Augenlinse ist zu hoch; die Korrektur erfolgt mit Zerstreuungsgläsern (Konkavlinsen, Minusgläser).

Leitbeschwerden

  • Ferne Gegenstände erscheinen unscharf
  • Nahe Gegenstände sind scharf zu erkennen
  • Bei Dämmerung verstärken sich die Beschwerden
  • Blinzeln beim Blick in die Weite
  • Kopfschmerzen (meist über den Augen)

Wann zum Arzt oder Optiker

Jährlich, wenn Sie Brillen- oder Kontaktlinsenträger sind.

In den nächsten 2 Wochen, wenn Sie eine Verschlechterung Ihres Sehvermögens bemerken, z. B. Schilder im Straßenverkehr nicht mehr scharf sehen.

Die Erkrankung

Kurzsichtigkeit entsteht meist durch einen zu langen Augapfel – bereits eine Abweichung von 1 mm in der Länge bewirkt eine Kurzsichtigkeit von -3 dpt – und nur selten durch eine zu starke Brechkraft der Linse bei normal langem Augapfel. Da das menschliche Auge durch Akkommodation die Brechkraft nur vergrößern, nicht aber verringern kann, ist ein Ausgleich der Kurzsichtigkeit durch das Auge selbst nicht möglich.

Die Ursachen der Kurzsichtigkeit sind nach wie vor ungeklärt:

Es ist bislang nur eine Vermutung, dass viel „Naharbeit" wie Lesen, Computer- und Handarbeit und schlechte Beleuchtung die Kurzsichtigkeit verstärken. Bei der Geburt ist das Auge noch nicht ausgewachsen, die Größenzunahme erfolgt im Lauf des ersten Lebensjahrs und danach in sehr geringem Maß noch bis ins Erwachsenenalter. Man nimmt an, dass die wachsenden Gewebezellen auf irgendeine Weise eine Rückmeldung des Auges erhalten. Bei viel Naharbeit im Kindes- und Jugendalter muss das Auge permanent den Ziliarmuskel anspannen, um die Krümmung und damit die Brechkraft der Linse zu erhöhen. Auf diese permanente Anspannung reagiert das Auge durch Wachsen des Augapfels, dafür verliert es die Fähigkeit, in der Ferne scharf zu sehen.

Lesen bei schlechtem Licht verstärkt diesen Effekt: Je weniger Licht, desto stärker muss die Pupille geöffnet werden. Und je offener die Pupille, desto geringer ist der Bereich in der Tiefe, der scharf abgebildet wird. Das Auge muss sich also noch mehr anstrengen, um bei schlechter Beleuchtung z. B. eine Buchseite scharf zu stellen.

Als bewiesen gilt, dass genetische Faktoren beteiligt sind. Für einige Formen der Kurzsichtigkeit ist der Erbgang bekannt. Dafür spricht auch, dass einige Völker vermehrt Kurzsichtigkeit entwickeln (z. B. Chinesen): In fernöstlichen Industrienationen liegt die Häufigkeit einer Kurzsichtigkeit bei 80–90 % der Bevölkerung. In Europa weisen dagegen ~ 30 % der 20 bis 30-Jährigen eine Fehlsichtigkeit von mehr als 1 dpt auf.

Meist beginnt die „normale" Kurzsichtigkeit (Myopia simplex) im Schulalter und führt zu Werten zwischen -2 und -4 dpt (mittelgradige Kurzsichtigkeit) oder darüber (hohe Kurzsichtigkeit). In der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter kommt der Prozess zum Stillstand, die Fehlsichtigkeit verschlechtert sich nicht weiter. Bei sehr hoher Kurzsichtigkeit ist die Netzhaut bei einem erheblich verlängerten Augapfel gedehnt. Dadurch entstehen kleinste Risse, die dann eventuell zu einer Netzhautablösung führen können. Sehr selten schreitet die Kurzsichtigkeit nach der Pubertät weiter fort, daraus kann eine „bösartige" Kurzsichtigkeit mit Erblindungsgefahr entstehen (Myopia maligna).

Das macht der Arzt oder Optiker

Der Augenarzt prüft die Sehschärfe und passt eine Brille mit Zerstreuungsgläsern an. Er nutzt dazu entweder eine Messbrille, in die verschiedene Brillengläser eingehängt werden oder apparative Hilfen wie z. B. einen Phoropter.

Schreitet die Kurzsichtigkeit weiter fort, müssen die Brillengläser erneut angepasst werden. Insbesondere bei jungen Menschen unter 25 Jahren, bei denen der Prozess noch nicht zum Stillstand gekommen ist, kann dadurch der Eindruck entstehen, dass sich die Kurzsichtigkeit durch das Tragen der Brille verschlechtert.

Alternativ zur Brille werden auch Kontaktlinsen angepasst. Da der Kurzsichtige die Linsen ganztags trägt, sollten es gut angepasste, wasserhaltige weiche oder harte Kontaktlinsen sein.

Mit der Lasertherapie können inzwischen Kurzsichtigkeiten bis -10 dpt behandelt werden. Über die einzelnen Methoden, für wen sie geeignet sind sowie über die voraussichtlichen Kosten:

Lasertherapien bei Sehfehlern

Mit der Lasertherapie können Kurzsichtigkeiten bis -10 dpt behandelt werden, indem mit dem Laser Gewebe sehr exakt abgetragen wird. Das Prinzip der Behandlung besteht darin, die etwa 0,5 mm dicke Hornhaut mit dem Laser so zu bearbeiten, dass ihre Krümmung und damit ihre Brechkraft verändert wird. Auf diese Weise korrigiert der Arzt die Fehlsichtigkeit direkt am Auge und eine Sehhilfe wird oft überflüssig.

  • Bei Kurzsichtigkeit werden bei dem relativ zu langen Auge zentrale Hornhautpartien abgetragen. Es handelt sich hierbei nur um den Bruchteil eines Millimeters, d.h. bei Korrekturen bis zu 5 dpt verbleibt auch an der dünnsten Stelle noch eine Restdicke von über 80 % der Hornhaut.
  • Bei Weitsichtigkeit werden außen liegende Teile der Hornhaut ringförmig abgetragen und die Hornhaut etwas angesteilt.
  • Bei einer Stabsichtigkeit wird die Hornhaut geebnet, moderne Laser tragen an verschiedenen Stellen unterschiedlich viel Gewebe ab.

Die Chancen für eine dauerhaft erfolgreiche Korrektur sind umso größer, je geringer die Fehlsichtigkeit vor Durchführung der Lasertherapie war. Die Methode eignet sich für Kurzsichtigkeit bis -10 dpt, Weitsichtigkeit bis +5 dpt und Hornhautverkrümmungen bis 5 dpt. Bei höheren Werten nehmen die Nebenwirkungen und das Risiko, anschließend doch noch eine Brille zu brauchen, zu. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sollte klar sein: Mit dem Eingriff wird nicht verhindert, dass ab dem 45. Lebensjahr – wie bei jedem Normalsichtigen – eine Lesebrille nötig werden kann.

Nicht jeder Patient eignet sich zur Lasertherapie. Die Behandlung sollte nicht vor dem 18. Lebensjahr durchgeführt werden. Risikoreich ist der Eingriff bei einer zu dünnen Hornhaut. Und da die Hornhaut stark beansprucht wird, ist die Lasertherapie bei Patienten mit trockenen Augen oder anderen chronischen Hornhauterkrankungen ungeeignet. Bei bestimmten Krankheiten können erhebliche Heilungsstörungen auftreten, insbesondere bei Autoimmunerkrankungen, Gefäßentzündungen, rheumatischen Erkrankungen und Hautkrankheiten.

Lasertherapien werden seit Ende der 1980er Jahre durchgeführt. Bei weltweit mehr als einer Million Eingriffen liegen ausreichend Erfahrungen vor, um die Vor- und Nachteile mittelfristig beurteilen zu können.

Methoden. Derzeit sind drei verschiedene Methoden gebräuchlich. Vor der Operation wird das zu operierende Auge zunächst mit Tropfen betäubt, auf Wunsch erhält der Patient ein Beruhigungsmittel.

Photorefraktive Keratektomie (PRK): Hierbei wird vor der eigentlichen Lasertherapie die oberflächliche Hornhautschicht, das sehr empfindliche Epithel, abgeschabt. Nach einer PRK muss deshalb mit teils starken Schmerzen gerechnet werden, die auch durch Schmerzmittel nicht ganz unterdrückt werden können. Sie lassen am nächsten Tag jedoch erheblich nach und verschwinden nach 3–4 Tagen ganz, wenn die Hornhautwunde verheilt ist.

Laser-assistierte epitheliale Keratektomie (LASEK): Die LASEK stellt eine Weiterentwicklung der PRK dar, um die Schmerzen zu verringern. Hierbei wird das Epithel mit einer Alkohollösung getränkt, so dass es sich weitgehend von der Unterlage löst und dann wie ein Teppich zurückgeklappt werden kann. Die eigentliche Laserung ist identisch mit der bei der PRK. Anschließend wird das Epithel in seine ursprüngliche Position gebracht. Eine therapeutische Kontaktlinse für etwa 2 Tage verhindert, dass das Epithel durch Lidbewegungen verschoben wird.

Laser-assisitierte intrastromale in situ Keratektomie (LASIK): Mit dieser Methode werden inzwischen die meisten Eingriffe durchgeführt. Mit einem computergesteuerten „Hobel" (Mikrokeratom) wird ein dünnes Scheibchen der Hornhaut (Flap) teilweise abgetrennt und nach oben geklappt. Anschließend werden mit dem Laser die tiefer liegenden Hornhautschichten bearbeitet. Danach wird das Hornhautscheibchen wieder zurückgeklappt und angedrückt. Es saugt sich von selbst fest und muss nicht angenäht werden. Da die Oberfläche der Hornhaut bei der LASIK weitgehend intakt bleibt, sind die Schmerzen und die Gefahr der Narbenbildung bei der Wundheilung geringer als bei den anderen Methoden und es wird schneller wieder ein normales Sehvermögen erreicht.

Bei allen drei Verfahren wird die Hornhaut stark beansprucht, sie reagiert mit einer Entzündung und trocknet aus. Das trockene Auge muss unbedingt nachbehandelt werden: Entzündungshemmende Tropfen, die auch einer Narbenbildung vorbeugen, und künstliche Tränenflüssigkeit (ohne Konservierungsmittel) müssen in der Regel mehrere Wochen bis Monate angewandt werden. In den ersten Monaten nach der Lasertherapie kann es zu einer vermehrten Blendempfindlichkeit und zur Wahrnehmung von Lichthöfen (Halos) und Doppelkonturen kommen, teilweise so stark, dass z. B. das Autofahren bei Dämmerung und nachts beeinträchtigt oder gar unmöglich ist.

Die Kosten für Lasertherapien werden von der Krankenkasse nicht getragen. Da aber auch Brillen und Kontaktlinsen (Ausnahmen: bei Patienten mit sehr starker Fehlsichtigkeit und bei Kindern) keine Kassenleistung mehr sind, werden Lasertherapien, die die Fehlsichtigkeit langfristig beheben, auch hierzulande immer beliebter. Die Kosten dieses halbstündigen ambulanten Eingriffs beim Augenarzt liegen zwischen 1 500 und 2 300 Euro pro Auge.

Selbsthilfe

Funktionelles Augentraining hat einen vorübergehenden Entspannungseffekt, die Sehleistung lässt sich jedoch allenfalls kurzzeitig verbessern. Da bei intensivem Augentraining Augenmuskelkrämpfe nicht selten sind, sollte das Augentraining zudem nicht ohne Absprache mit dem Augenarzt oder dem Optometristen begonnen werden.

Komplementärmedizin

Biofeedback wirkt nachweislich positiv auf die Sehschärfe.

Akupunktur. In einigen Fällen scheint Akupunktur eine weitere Verschlechterung der Sehleistung im Kindesalter aufzuhalten – ob dieser Effekt nur kurzzeitig oder von Dauer ist, ist unklar.