Eileiterschwangerschaft

Eileiterschwangerschaft (Bauchhöhlenschwangerschaft, Extrauteringravidität, EUG, ektope Schwangerschaft, Tubargravidität): Einnistung der befruchteten Eizelle außerhalb der Gebärmutterschleimhaut. Fast immer geschieht dies in einem der beiden Eileiter, in seltenen Fällen im Eierstock, im Gebärmutterhals, in der Bauchhöhle oder in der Scheidenschleimhaut. Mediziner sprechen deshalb von einer extra-uterinen Schwangerschaft. Normale Schwangerschaftszeichen wie morgendliche Übelkeit und Brustspannen können auftreten, müssen aber nicht.

Zwei bis drei Wochen nach der Einnistung stirbt die Frucht ab (90 % der Fälle, Tubarabort) oder platzt (10 % der Fälle, Tubarruptur). Es kommt zu einer Art Fehlgeburt mit Wehen und Blutungen, die jedoch mangels natürlichem Abflussweg in den Bauchraum erfolgen und unstillbar sein können. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung und Behandlung ist die Prognose gut, allerdings erhöht sich das Risiko einer erneuten Eileiterschwangerschaft. Bleibt das ärztliche Eingreifen aus, drohen lebensgefährliche Blutungen in den Bauchraum.

Leitbeschwerden

  • Starke Unterbauchschmerzen meist auf einer Seite, typischerweise in der fünften bis sechsten SSW, also 8–14 Tage nach Ausbleiben der Monatsblutung
  • Schmierblutung
  • Bei einer Blutung in den Bauchraum Zeichen des Schocks (Kaltschweißigkeit, schneller Puls und schnell sinkender Blutdruck)

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag, wenn eine Schmierblutung auftritt, die länger als fünf bis zehn Minuten dauert.

Sofort, wenn

  • eine Blutung länger als 15 Minuten dauert.
  • extreme einseitige Bauchschmerzen auftreten.
  • Schockzeichen auftreten.

Die Erkrankung

Bei der Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter, die immerhin bei einer von 100 Schwangerschaften vorkommt, wird die Eizelle normal befruchtet, nistet sich aber nicht in der Gebärmutter ein. Der Transport der Eizelle in die Gebärmutter dauert normalerweise circa vier Tage. Bei einer Eileiterschwangerschaft bleibt (in ~ 98 % der Fälle) die Eizelle im Eileiter „hängen“, weil z. B. nach einer Entzündung oder Operation im Eileiter Verwachsungen oder Narben geblieben sind, die die befruchtete Eizelle daran hindern, zur Gebärmutter vorzudringen.

Wächst die Frucht im Eileiter weiter, bemerkt die Patientin dies oft erst, wenn aufgrund der Größe Schmerzen entstehen; manchmal kommt es auch zu Schmierblutungen. Stirbt die Frucht ab, setzen durch die Verringerung des Schwangerschaftshormons Beta-HCG wehenartige Kontraktionen des Eileiters ein, und es kommt zur Blutung in den Eileiter: Die Frucht wird ausgestoßen (Tubarabort, innerer Fruchtkapselaufbruch), verbunden mit wehenartigen wellenförmigen Unterbauchschmerzen und einer leichten Blutung. Besonders gefährlich wird eine Eileiterschwangerschaft, wenn die Fruchtkapsel platzt und dabei Blutgefäße in ihrer Umgebung verletzt oder wenn die Eileiterwand einreißt (Tubarruptur, äußerer Fruchtkapselaufbruch). In diesen Fällen kann es zu massiven Blutungen in den Bauchraum der Schwangeren kommen, die für sie lebensbedrohlich sind. Es ist deshalb sehr wichtig, eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Dann besteht auch die Möglichkeit, die Eileiter funktionsfähig zu erhalten.

Das macht der Arzt

Neben der Erkennung der Leitsymptome und der (verdickten) Eileiter in der bimanuellen Tastuntersuchung, bei der die Patientin oft starke Schmerzen beim Druck im Bereich des Eileiters empfindet, ist der Vaginalultraschall sehr wichtig. Der Frauenarzt sieht eine leere Gebärmutterhöhle mit einer stark verdickten Schleimhaut als Innenauskleidung, die auf die Einnistung der befruchteten Eizelle „wartet“. In manchen Fällen sind der Embryo und die Fruchtblase im Eileiter bzw. an der jeweiligen Einnistungsstelle zu sehen.

Im Blut wird die Konzentration des Schwangerschaftshormons Beta-HCG bestimmt. Ist sein Wert geringer als derjenige, der bei einer normalen Schwangerschaft in der momentanen Schwangerschaftswoche gemessen würde, ist dies ein weiterer deutlicher Hinweis auf eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter.

Eine derartige extra-uterine Schwangerschaft wird in der Regel operativ beendet. In 90 % der Fälle geschieht dies durch Öffnen der Eileiter im Rahmen einer Bauchspiegelung. Nach Entfernung der Frucht wird die Eileiterwand mit einer Naht verschlossen. Ist es nicht möglich, den Eileiter zu erhalten, wird er entfernt (Salpingektomie). Nach Entfernung der Frucht können allerdings Fruchtreste in den Bauchraum gespült werden und dort überleben. Aus diesem Grund wird nach der Operation der Beta-HCG-Wert regelmäßig bestimmt. Eine stetige Abnahme des Werts bis auf Null beweist den Erfolg der Behandlung.

Entdeckt der Arzt die Eileiterschwangerschaft in einem sehr frühen, noch beschwerdefreien Stadium, kann er sie medikamentös behandeln. Mit der auch in der Rheuma- und Krebsbehandlung verwendeten Substanz Methotrexat lässt sich sowohl ein Absterben der Frucht als auch ihre anschließende Auflösung (Resorption) erreichen. Methotrexat wird während der Bauchspiegelung direkt in den Eileiter gespritzt oder ohne operativen Eingriff jeden zweiten Tag als Veneninfusion verabreicht und zwar so lange, bis die Beta-HCG-Werte deutlich abgefallen sind.

Prognose und Vorsorge

Nach der medikamentösen Behandlung mit Methotrexat bleiben die Eileiter bei ~ 95 % der Frauen „durchgängig“ und damit in einer späteren Schwangerschaft für die Eizelle passierbar. Trotzdem bleibt das Risiko für eine erneute Eileiterschwangerschaft erhöht. Auch wenn die Eileiter nach einer Operation erhalten geblieben sind, kommt es bei 30 % der Schwangerschaften wieder zu einer Eileiterschwangerschaft. Muss dann operiert werden, ist es in 30–40 % der Fälle nötig, dass der Eileiter teilweise oder vollständig entfernt wird (Salpingektomie).

Wenn eine Frau eine Eileiterschwangerschaft hatte, liegt das Wiederholungsrisiko bei 15 %, bei zwei Eileiterschwangerschaften schon bei 70 %. Das spricht nicht notwendigerweise gegen eine erneute Schwangerschaft, aber dafür, die folgenden Schwangerschaften genau zu überwachen und auf Beschwerden sofort zu reagieren.

Eine zur Empfängnisverhütung liegende Spirale begünstigt die Entstehung einer Eileiterschwangerschaft.